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Sonntag
07.03.2021

Digital

Wie ein streunender Hund auf Ibiza: Wer sich bei der Google-Suche in ein Klavier verguckt hat, bringt dieses Instrument oft für Wochen nicht mehr los...

Wie ein streunender Hund auf Ibiza: Wer sich bei der Google-Suche in ein Klavier verguckt hat, bringt dieses Instrument oft für Wochen nicht mehr los...

Sie Suchmaschine von Google ist praktisch. Man gibt «Klavier kaufen» ein. Und mit einem Klick werden einem umgehend alle Klavierhändler in der näheren Umgebung angezeigt.

Hat man sich dann trotzdem lieber für eine billigere Gitarre entschieden, muss der Traum mit dem Klavier trotzdem noch nicht ganz vergessen werden.

Surft man nämlich in den nächsten Tagen durch seine gewohnten Online-Portale, ploppen plötzlich auf den Webseiten meiner liebsten Tageszeitungen, beim Anklicken der Webcam meines Ferienortes oder sogar beim kurzen Newsnaschen bei CNN weiterhin verführerische Angebote auf, die mich wieder von der Gitarre zurück zum Klavier bringen möchten. Und dieser digitale Gesinnungsterror dauert oft über Tage.

Die vom Werbeeinbruch gebeutelten Medienleute wissen den Grund: Google sammelt alle Daten und Informationen, die der Nutzer bei der Suche hinterlässt. Bisher wurden die Daten an Drittanbieter verkauft, die so Produkte gezielter anbieten konnten.

Damit soll nun Schluss sein. Google stoppt den Verkauf von individuellen Tracking-Daten an digitale Werbeanbieter. Freiwillig. Das teilte der Mutter-Konzern Alphabet diese Woche in einem Blog-Eintrag von David Temkin mit, Director of Product Management, Ads Privacy and Trust bei Google in San Francisco.

Der Verzicht auf Tracking könnte für die Werbebranche zu einem Game-Changer werden. Ob es Google schliesslich mehr Freunde oder auch Schaden bringt, können die Experten noch nicht einhellig einordnen. Tenor ist: Der Suchmaschinen-Gigant will damit Datenschutz-Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

Die neue Regelung soll ab nächstem Jahr in Kraft treten. «Die digitalen Werbeanbieter müssen sich den wachsenden Sorgen der Menschen anpassen, die ihre Privatsphäre schützen wollen», erklärte Temkin, der bei Google für den Wandel verantwortlich ist, nach seinem Blogpost gegenüber dem «Wall Street Journal».

Über Google liefen im letzten Jahr 52 Prozent der gesamten digitalen Werbeausgaben weltweit. Das sind 292 Milliarden Dollar, wie das «Wall Street Journal» mit Bezug auf Zahlen von der digitalen Werbe-Beratungsfirma Jounce Media berichtet.