Ein vom IT-Konzern entwickelter Chip hat laut eigenen Angaben in 200 Sekunden etwas berechnet, für die ein klassischer Supercomputer 10‘000 Jahre gebraucht hätte. Bis zu einsatzfähigen Quantenrechnern ist es aber noch ein langer Weg.
Ein 76-köpfiges Forschungsteam mit mehrheitlich Google-Leuten will die sogenannte «Quantenüberlegen» erreicht haben, wie aus einem am Mittwoch publizierten Artikel der Fachzeitschrift «Nature» hervorgeht.
Google-Chef Sundar Pichai bezeichnete im Unternehmens-Blog den Testlauf als einen «Meilenstein in unserem Bemühen, die Prinzipien der Quantenmechaniken für die Lösung von IT-Problemen zu nutzen».
Die bisherigen Rechner gehorchen den Gesetzen der klassischen Physik. Sie basieren auf binären Bits, die immer entweder eine 0 oder 1 sind. Quantencomputer dagegen rechnen mit «Qubits», die sich nicht zwischen zwei Werten entscheiden müssen. Sie können 0 und 1 gleichzeitig sein, was als «Superposition» bezeichnet wird.
Der grosse Vorteil: Die Menge an Informationen, die Quantencomputer verarbeiten können, nimmt exponenziell zu. So kann ein Paar aus zwei Qubits vier Kombinationen abbilden, drei Qubits ergeben acht unterschiedliche Möglichkeiten und bereits 300 Qubits reichen, um mehr Dinge zu repräsentieren, als es Atome im Universum gibt.
Die Tücke der Quantentechnologie ist allerdings, dass Qubits supersensibel sind. Nur schon ein Luftmolekül kann sie aus der Balance bringen.
Das macht die Sache aufwendig. Es braucht Korrekturmechanismen und ein Umfeld, in dem die störenden Einflüsse möglichst klein sind. So hat das Google-Team die Testläufe des Quantenprozessors in einem Vakuum bei 273 Grad Celsius durchgeführt.
Die möglichen Anwendungen von solchen Superhirnen in der Finanzbranche, der Medikamentenentwicklung oder bei den Geheimdiensten und ihren Widersachern sind zahlreich.
Google-Chef Pichai sprach am Mittwoch zwar euphorisch davon, dass das gelungene Experiment der «Hallo-Welt-Moment» sei. Digitalexperten gehen jedoch davon aus, dass es noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern könnte, bis die ersten Quantenrechner einsatzfähig sind.