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Donnerstag
30.07.2015

Medien / Publizistik

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«Wir sind eine Technologiefirma, die insbesondere von Männern gesteuert wird», sagt die weltweite Google-Marketingchefin Lorraine Twohill gegenüber dem Klein Report. «In der IT gibt es leider viel zu wenig Absolventinnen. Darum arbeiten wir mit Schulen zusammen und versuchen, Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren möglichst früh zum Studium der Computerwissenschaften zu bewegen.»

Twohill selbst stellt rund 70 Uni-Abgänger pro Jahr ein, wie sie am Werbefilmfestival in einem Gespräch bei OMD («What`s next for Google») sagte. Sie seien ins Digitalzeitalter geboren und sehr kreativ: «Bei vielen klassischen Agenturen kommen die älteren Semester meist nicht mehr mit, worüber wir genau diskutieren», gibt Twohill preis. «Aber die jüngsten Sitzungsteilnehmer sind oft am digital-affinsten. Für uns sind das dann die interessantesten Gesprächspartner, auch wenn es nur Praktikanten und keine CEOs sind.»

Für Twohill gibt es heutzutage nicht mehr nur eine Werbe- und PR-Agentur: «Es geht um Good-Quality-Content. Wir sind auch Publisher! Als Agentur muss man da flexibel sein: Die Zeiten von Briefings und langen Antwortzeiten sind vorbei. Früher lief das alles linear, heutzutage dagegen parallel.»

Der Tatsache, dass es noch nie so leicht gewesen sei, um der Werbung auszuweichen, begegnet Twohill mit Kreativität: «Bei Google sind wir versessen auf Awards. Ich liebe Virtual-Reality-Stuff und 360-Grad-Aufnahmen. Angesichts verbesserter neuer technologischer Möglichkeiten gibt es keine schönere Zeit, um kreativ zu sein.»

Auch die klassische Bannerwerbung empfindet Twohill als altmodisch: «Das wird es nicht mehr lange geben», sagt sie unmissverständlich. «Klar: Google bleibt zwar kostenlos, ist aber werbefinanziert. In Cannes hatte ich einige interessante Meetings. Jeder spricht hier von neuen Playern wie Facebook. Dabei kommen viele gute neue Ideen von klassischen Medien wie etwa der `New York Times` oder der `Washington Post`. Neue Spielarten wie Snapchat wollen wir auch ausprobieren.»

An der diesjährigen Basler Uhren- und Schmuckmesse war Twohill begeistert von den Schweizer Uhren-Designs: «Im Silicon Valley kann niemand etwas Formschönes designen. Und Männer erschaffen oft männerorientierte Produkte. Die neuen Apple-Watches etwa sind nichts für Frauen. Das müssen wir ändern!»