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Montag
13.05.2019

Medien / Publizistik

Investigativ fordert Revision des Strafgesetzes

Investigativ fordert Revision des Strafgesetzes

Der Schmähpreis von investigativ.ch geht dieses Jahr an Jørgen Bodum. Der Teezubehör-Industrielle und Wahlschweizer hat die Journalistin Jana Avanzini wegen Hausfriedensbruch verzeigt. 

Avanzini schrieb 2016 für zentralplus.ch eine Reportage über die besetzte Bodum-Villa in Luzern. Sie wollte sich mit eigenen Augen ein Bild über den Zustand des Hauses machen und erlaubte sich, das besetzte Anwesen zu betreten. 

«Sie machte damit genau das, was Journalisten tun sollen: Die Öffentlichkeit mit relevanten Informationen aus erster Hand versorgen», hiess an der Preisverleihung am Freitagnachmittag in Olten. 

Jørgen Bodum hat sich für die Preisübergabe entschuldigen lassen. Via seinen Anwalt teilt er der Journalistenorganisation mit, er wünsche «keine weitere Kommunikation» zu diesem Thema. 

Bodum hält an seiner Anzeige wegen Hausfriedensbruch fest: «Die Bodum Invest AG weist darauf hin, dass alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig vom Beruf sich an das Gesetz zu halten haben». Der Wahlschweizer hat mit Kaffee- und Teezubehör ein Vermögen gemacht. 

Der Fall kommt diesen Sommer vor das Bezirksgericht in Luzern. Dabei gehe es um die Frage, ob Journalisten künftig bei Hausbesetzungen am Gartenzaun stehen bleiben müssen, so investigativ.ch. 

Losgelöst vom Thema Hausbesetzungen gehe es aber auch um einen grundsätzlichen Missstand: «Es braucht eine Lösung, die Journalistinnen und Journalisten mehr Rechtssicherheit gibt, wenn sie im Interesse der Öffentlichkeit recherchieren. Deshalb fordert investigativ.ch, dass das Strafgesetz mit dem Rechtfertigungsgrund `Wahrung berechtigter Interessen` ergänzt wird.» 

Es ist der sechste vergoldete Bremsklotz, den die Organisation in diesem Jahr vergeben hat. Nominiert für die zweifelhafte Trophäe waren neben Jørgen Bodum auch das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mit dem Fall «Geheimarmee P26» und der Thurgauer Regierungsrat für seinen Widerstand gegen die Einführung des Öffentlichkeitsprinzips.

Die Qual der Wahl hatten die investigatv-ch-Mitglieder: Mit nur zwei Stimmen Vorsprung hat der Fall Bodum das Rennen gemacht.