Content:

Freitag
30.10.2020

TV / Radio

Kombination von Sendung und Werbespot «mehr als unglücklich»: «Leider kennt keine Redaktion einer SRF-Sendung den Inhalt der Werbeblöcke.»

Kombination von Sendung und Werbespot «mehr als unglücklich»: «Leider kennt keine Redaktion einer SRF-Sendung den Inhalt der Werbeblöcke.»

Francine Jordi hat sich von «Glanz&Gloria» (G&G) auf die «Schynige Platte» begleiten lassen. Dies, obwohl die Schlagersängerin bei den Jungfraubahnen als Werbebotschafterin unter Vertrag steht.

Eine Handvoll Schweizer Persönlichkeiten stellte in einer G&G-Serie im Juli und August ihre «Sommer-Oase» vor. Für die Ferienzeit während der Pandemie wollte das SRF-Format auf Ausflugsziele in der Schweiz aufmerksam machen.

Kritik geweckt hat die G&G-Ausgabe vom 15. Juli, in der Francine Jordi die «Schynige Platte» im Berner Oberland präsentierte. Ein Zuschauer störte sich daran, weil Jordi einen Werbevertrag mit den Jungfraubahnen habe, die ihrerseits Besitzerinnen der «Schynige Platte» sind. 

Wenn man das wisse, so bleibe «ein Gschmäckli von versteckter PR», schrieb der Beanstander der Ombudsstelle. «Ich finde, man sollte als öffentlich-rechtlicher Sender nicht so offensichtlich Werbung in den Sendungen machen, dafür gibt es ja die Werbeblöcke.» 

Als wäre es mit der «versteckten PR» nicht schon genug, wurde im Werbeblock nach der Sendung tatsächlich auch noch ein Werbespot von Jordi für das Jungfraujoch ausgestrahlt.

Diese Kombination von Sendung und Werbeblock sei in der Tat «mehr als unglücklich» gewesen, gestand die G&G-Redaktion gegenüber der Ombudsstelle. Die Kombi sei aber «in keiner Art und Weise beabsichtigt» gewesen. «Leider kennt keine Redaktion einer SRF-Sendung den Inhalt der Werbeblöcke, die vor oder nach der Ausstrahlung ihrer Sendung gezeigt werden.» 

Viele berühmte Persönlichkeiten hätten einen Werbevertrag mit dem Tourismusverband ihrer Heimatregion, so etwa die Sportler Tina Weirather (Botschafterin von Liechtenstein) und Patrick Küng (Botschafter der Bartholet-Seilbahnen im Flumsergebiet). Schliesslich habe man sich dafür entschieden, deswegen nicht auf die grossen Namen verzichten zu wollen, verteidigten die Macher von «Glanz&Gloria» das Konzept der Sommerserie.

«Da wir wussten, dass Francine Jordi Werbeträgerin der Jungfraubahnen ist, haben wir die Sequenz im Restaurant auf ein Minimum beschränkt. Der Hauptteil des Beitrags fokussiert auf die Natur und die Blumenwelt auf der 'Schynige Platte' sowie auf die Erzählungen der Wandererlebnisse, die Francine Jordi als Kind erfahren durfte.»

Etwas «Gratis-PR» müsse bei diesem People-Format, das Tipps für Sommerausflüge geben will, in Kauf genommen werden, stellt sich die Ombudsstelle hinter die Sendung. Mit dem Fokus auf Natur und Kindheitserinnerungen sei es aber gelungen, die Sendung frei von «plakativer, aufdringlicher Werbung» zu halten.

An der missglückten Kombination von Sendung und Werbeblock habe sich der Zuschauer dagegen ganz zu Recht gestört. «Weil die Redaktion von ‘Glanz & Gloria’ auf diesen Umstand keinen Einfluss hat, können wir keinerlei Verletzungen der für eine Beanstandung relevanten Bestimmungen des Radio- und Fernsehgesetzes feststellen», schreibt die Ombudsstelle knapp.

Damit liegt der Ball bei den Werbeplanern.