Nachdem SRF am Freitag ein «klares Ja» zur AHV-Reform prophezeite, ging es nicht lange, bis Kritik von links laut wurde an der von der SRG in Auftrag gegebenen Gfs-Umfrage. Das Forschungsinstitut seinerseits verteidigt sein Vorgehen.
Die beiden Vorlagen zur Rentenreform, über die das Stimmvolk am 25. September abstimmen wird, erhalten laut SRG-Umfrage zurzeit hohe Zustimmungswerte. So sind 64 Prozent für ein höheres Frauenrentenalter. Und 65 Prozent stimmen der Erhöhung der Mehrwertsteuer zugunsten der AHV zu.
«Dass Frauen heute ein Drittel weniger Rente erhalten, wird in der Umfrage mit keinem Wort erwähnt. Das macht die Ergebnisse unglaubwürdig», empörten sich die Gewerkschaften in einem Statement, das unter anderem Syndicom veröffentlicht hat.
Die «Frauenrentenlücke» sei ein Fakt und werde von keiner Seite in Frage gestellt. Das Referendumskomitee fordert die SRG daher auf, «die Umfrage entsprechend anzupassen».
Die im selben Zeitraum erhobene Tamedia-Umfrage habe das Hauptargument der Referendumsführer berücksichtig und zeige daher ein deutlich anderes Bild.
So hatte Tamedia in ihrer Befragung einen erheblichen Gender Gap festgestellt. Nur 36 Prozent der Frauen wollen demnach der Vorlage zustimmen, während der Ja-Anteil bei den Männern mit 71 Prozent doppelt so hoch liegt.
Zwar hat auch die Gfs-Umfrage einen vergleichbaren Gender Gap festgestellt. Im Unterschied zum «klaren Ja», das SRF am Freitag in die Welt posaunte, prophezeite die Tamedia-Umfrage für den Urnengang Ende September ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Insgesamt seien 53 Prozent für die Rentenreform, 44 Prozent dagegen.
«Frauen erhalten heute im Durchschnitt ein Drittel weniger Rente, und mit AHV 21 wird den Frauen im Schnitt die AHV-Rente um 26'000 Franken gekürzt», heisst es in dem Statement der Gewerkschaften weiter.
Das Referendumskomitee habe GfS als durchführendes Institut über ihre Hauptargumente schriftlich informiert. Den Fehler im Setting sehen die Gewerkschaften darin, dass Gfs in der Umfrage die «Frauenrentenlücke» mit keinem Wort erwähnt habe.
«Das ist unverständlich, irreführend und schliesslich schädlich für die Meinungsbildung der Stimmbevölkerung.»
«Unser Verfahren beim SRG-Trend hat sich sehr bewährt: Die Stimmabsichtsfragen stellen wir vor den Argumenten», sagte Martina Mousson, Projektleiterin bei Gfs, auf Nachfrage des Klein Reports.
In der kurzen Erläuterung der Vorlage orientiere sich Gfs an der «Idee eines Anliegens»: «Erst nach den Stimmabsichtsfragen werden Argumente zur Beurteilung vorgelegt. Damit beeinflusst die Auswahl der Argumente das Resultat der Umfrage nicht.»
Im Fall der aktuellen Rentenreform hätten zwei von acht Argumenten die Frauenfrage betroffen. «Die Frauenfrage steht damit auf der Ja- wie auch auf der Nein-Seite tatsächlich im Zentrum der Debatte. Das bringen wir deutlich zum Ausdruck.»
Die linke Argumentation gegen die AHV-Vorlagen habe Gfs mit der Lohnfrage wie folgt zur Diskussion gestellt: «Solange Frauen weiterhin für die gleiche Arbeit weniger Lohn erhalten, kommt eine Rentenaltererhöhung der Frauen nicht in Frage», so Mousson weiter zu dem Setting der kritisierten Umfrage.