Gegen den TV-Bericht über den Bombenangriff der Alliierten auf Dresden 1945 ist bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) eine Popularbeschwerde eingereicht worden.
Im von Bettina Ramseier produzierten SRF-Beitrag in der Sendung «10 vor 10» seien «etliche Aussagen nicht korrekt, wie die Zahl der Toten oder die Darstellung der heutigen innenpolitischen Diskussion in Deutschland», wie die UBI zur Beschwerde am Freitag knapp schreibt.
Auf der SRF-Webseite wird der TV-Beitrag vom 13. Februar 2020 mit «Mythos Dresden - Wie mit Geschichte Politik gemacht wird» angeteasert. «Vor 75 Jahren wurde Dresden von den Alliierten in Schutt und Asche gelegt. Bis heute wird mit der Bombennacht Propaganda betrieben.»
Im Beitrag kommen eine Zeitzeugin und Matthias Neutzner, angeschrieben mit «Unabhängige Historikerkommission Dresden», zu Wort. Matthias Neutzner ist unter anderem Mitbegründer der Gesellschaft für Friedenskultur «Memorare Pacem» in Dresden. Der Dipl.-Ingenieur, wie es auf seinem Xing-Profil heisst, setzt sich für ein konfliktfreies, friedliches Miteinander der Menschen ein.
Über das Inferno in der Nacht vom 13. Februar 1945, als die Barockstadt in Schutt und Asche gelegt wurde, sowie die Diskussion um die mögliche Zahl der Tausenden Toten hat die TV-Journalistin ausführlich berichtet.
Auch wurde der starke Rechtsrutsch in den ostdeutschen Bundesländern thematisiert, unter anderem mit den Aufmärschen der Neonazis und der Rechten allgemein. Viele von ihnen reden vom «angeblichen Bombenterror». AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla und Björn Höcke, der zum Sender Russia Today (RT) sprach, wurden eingespielt.
Dieser völkische Flügel der AfD, der vom Bundesamt für Verfassungsschutz überwacht wird, musste auf politischen Druck und der Aufforderung ihres Bundesvorstands den Zusammenschluss Ende April 2020 auflösen. Die völkische Gruppierung will eine «erinnerungspolitische Wende um 180 Grad».
Gegen Ende des Beitrages sagte die überlebende Zeitzeugin deutsch und deutlich, dass «das unmöglich ist!». «Nie mehr Krieg» wünscht sie sich und später ist eine Gruppe zu sehen, die sich für die Erinnerungskultur engagiert («Dresden im Februar - wozu erinnern wir?»
Merkwürdig am kurzen UBI-Entscheid ist, dass der Inhalt der Beschwerde nicht mitgeteilt wird. Nur gerade vier Sätze: In der Beratung sei darauf hingewiesen worden, «dass in einem gut vier Minuten dauernden Beitrag, der sich an ein Schweizer Publikum richtet, keine vertiefte und detaillierte Aufarbeitung des Themas möglich ist.»
Die wesentlichen Fakten zur Bombardierung und der bis heute andauernden politischen Instrumentalisierung des Ereignisses seien korrekt vermittelt worden. «Zudem ist der Schrecken der Bombardierung nicht verharmlost worden», so die UBI. Der Beitrag sei sachgerecht, die Beschwerde wurde einstimmig abgelehnt.
Dem kann sich der Klein Report nur anschliessen. Vertan wurde aber die Chance eines Diskurses mit Andersdenkenden. Ob die Beschwerde von Ewiggestrigen oder eher rechts-konservativ gesinnten Historikern kam, würde deshalb eine untergeordnete Rolle spielen.
Denn das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) sollte Deutschland generell etwas eingeständiger betrachten und nicht so oft die flockigen und smarten rechtsaussen Narrative nachreden, die in Zürcher Redaktionsstuben mit Blick auf Deutschland seit Längerem schon Konjunktur haben.