Bei den letzten Stadtberner Wahlen gab es für drei TV-Promis Wahlerfolge, wie der Klein Report berichtete. Unter anderen ist der Sicherheits- und Militärexperte Georg Häsler, der für die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) schreibt, als FDP-Kandidat ins Berner Stadtparlament gewählt worden.
Der Klein Report sprach mit Georg Häsler und fragte ihn unter anderem, ob sein Bekanntheitsgrad bei dieser Wahl geholfen habe und wie er die Arbeit als Journalist bei der «Neuen Zürcher Zeitung» und sein politisches Amt als Stadtrat aufteilen werde.
Was vermuten Sie, warum sind Sie gewählt worden?
Georg Häsler: «Die Wahl hat mich überrascht, weil ich mit meiner Kandidatur vor allem die Liste und die FDP-Gemeinderatskandidatin unterstützen wollte. Ich freue mich, dass mir mehr liberale Bernerinnen und Berner ihre Stimme gegeben haben, als erwartet. Ich stelle fest, dass mir die klare Kante meiner Meinungstexte in der NZZ einen Vertrauensvorschuss ermöglicht hat. Die Wahl ist ein Auftrag zu seriöser Parlamentsarbeit für das Gemeinwohl und die liberale Sache.»
Durch den Ukraine-Krieg sind Sie etwas ins Rampenlicht gekommen. Was glauben Sie, inwiefern hat Ihre Bekanntheit als Militärexperte bei dieser Wahl geholfen?
Häsler: «Ich glaube, dass innerhalb der liberalen Kreise in der Stadt Bern mehr meine pointierten Meinungsartikel und Analysen zur Sicherheitspolitik in der NZZ den Ausschlag gegeben haben als die Auftritte im Fernsehen. In der Tat habe ich aber das Privileg, seit 2014, als ich begann, für SRF aus dem Westbalkan zu berichten, regelmässig ein grösseres Publikum zu erreichen, insbesondere auch über die Pressekonferenzen während der Corona-Pandemie.»
Wie werden Sie als Journalist bei der NZZ und zukünftiger Stadtrat die Arbeit aufteilen?
Häsler: «In der NZZ beschäftige ich mich als Sicherheits- und Militärexperte fast ausschliesslich mit geopolitischen Themen oder Fragen der Schweizer Sicherheitspolitik. Ich werde mich weiterhin mit vollem Engagement meinen Analysen widmen, ebenso meiner militärischen Verpflichtung. Als Berner Stadtrat übe ich ein klassisches Milizamt aus, was vor allem ein sorgfältiges Zeitmanagement bedingt. Für mich entscheidend: Ich brauche genug Zeit zum Lesen, zum Denken und zum Schreiben. Ebenso wichtig ist eine klare Trennung zwischen meiner publizistischen Tätigkeit und meinem politischen Mandat. Ich werde in der NZZ in Zukunft nicht mehr über Bern oder freisinnige Exponenten schreiben.»
Was sind Ihre grundsätzlichen Ziele im Stadtrat von Bern? Auf welche Themenbereiche fokussieren Sie sich?
Häsler: «Die Fraktion hat sich noch nicht konstituiert. Ich kann mich deshalb nur zu den übergeordneten Zielen äussern. Wir Freisinnige sind in der Stadt Bern in der Opposition. Es ist deshalb unser erster Auftrag, die Mehrheit konstruktiv zu kontrollieren. Gleichzeitig geht es aber auch darum, die FDP im Hinblick auf den nationalen Wahlkampf 2027 zu unterstützen und mit liberalen Impulsen aus einem urbanen Umfeld zu positionieren. Ein zentrales Anliegen ist mir der Grundkonsens unter allen politischen Akteuren über die Bedrohung unserer offenen, demokratischen Gesellschaften durch den hybriden Krieg autoritärer Mächte. Für die politische Arbeit heisst das: Wir stehen im harten Wettbewerb der Ideen, verteidigen aber gemeinsam die fundamentalen Werte unseres Gemeinwesens.»
Jetzt sind Sie Mitglied des Stadtberner Parlaments. Können Sie sich vorstellen in Zukunft ein höheres politisches Amt anzustreben?
Georg Häsler: «Ich bin frisch gewählt. Ich muss jetzt zeigen, dass ich das Vertrauen der Bernerinnen und Berner verdiene. Alles andere steht gegenwärtig nicht zur Debatte.»