Content:

Sonntag
08.07.2018

IT / Telekom / Druck

Hochfliegende Hoffnung & handfeste Vision

Hochfliegende Hoffnung & handfeste Vision

Eine der ersten regulierten Blockchain-Börsen Europas soll in Genf entstehen. Betrieben wird die Plattform von der Taurus Group, einem neu gegründeten Start-up. Den Segen der Finanzmarktaufsicht hat es bereits.

Mal hochfliegend, mal handfest: In die Blockchain-Technologie werden grosse Hoffnungen gesetzt. Diese Euphorie ist auch bei der Taurus Group zu spüren: Die «Block-Ketten», die die Pflege der Daten dezentralisiert, hätten das Zeug, «unsere Wirtschaft nachhaltig und positiv zu beeinflussen», verkündete die Taurus Group in einer Medienmitteilung.

Unverkennbar versucht die im April gegründete Genfer Aktiengesellschaft, die Vertrauenswürdigkeit seiner Absichten und der Blockchain-Technologie insgesamt zu unterstreichen. Den Initianten schwebt ein «Nasdaq für Kryptowährungen» vor. Ihre elektronische Börse soll «vollständig reguliert» sein und den «höchsten institutionellen Standards» entsprechen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) habe Anfang Juni «eine Bestätigung» erteilt, so Taurus.

Ein solcher Handelsplatz für Kryptowährungen auf institutionellem Niveau sei «der letzte fehlende Baustein in einer bereits attraktiven Schweizer Umgebung». Für die Taurus Group ist die Schweiz in den Startlöchern, um zum «führende Knotenpunkt für Blockchain und digitale Assets» aufzurücken. 

Damit spricht das Genfer Start-up dem Waadtländer CVP-Nationalrat Claude Béglé aus dem Herzen: Im Juni 2016 hatte er in einer Motion gefordert, die Schweiz solle Mittel in die Hand nehmen, um sich international als Zentrum der Blockchain-Technologie zu etablieren. Im Januar 2018 hatte der Bund dann eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Rechtslage nach Blockchain-Grauzonen und -Freiräumen abzuklopfen.

Und auch die Tech-, Daten- und Medien-Konzerne springen auf die Welle auf: Die Swisscom zum Beispiel hatte im September 2017 bereits eine eigene Blockchain-Tochter gegründet. Diese plant, zusammen mit der deutschen Fernsehgruppe Welt der Wunder TV eine eigene Kryptowährung herauszugeben. Ebenfalls involviert ist die SRG-Tochter Swiss TXT, die für die Lieferung der technischen Plattform als Sublieferant zuständig ist.

Geführt wird die Taurus Group von einem vierköpfigen Gremium, die mehrheitlich von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) kommen: Sébastien Dessimoz verantwortet die Vermögensverwaltung und Hedgefunds, Lamine Brahimi ist fürs Banking und Fintech zuständig, Ex-Finma-Mitglied und Rechtsanwalt Oren-Olivier Puder kümmert sich um die Regulierung und Jean-Philippe Aumasson ist verantwortlich für Kryptographie und Cybersicherheit. Aumasson hat 2017 das Buch «Serious Cryptography» veröffentlicht.

In einer ersten Finanzierungsrunde habe die Taurus Group privaten Investoren einen «siebenstelligen Betrag» zugesichert, war weiter zu erfahren. Und unter Dach und Fach seien auch schon Verträge mit Schweizer Finanzinstituten, die den Handel und die Verwahrung der digitalen Werte regeln.