ARD und ZDF bauen ein gemeinsames Streaming-Netzwerk auf. Mit der Offensive gegen die wachsende Konkurrenz der neuen TV-Anbieter sollen rund 250'000 Inhalte beider Sender künftig wechselseitig in beiden Mediatheken abrufbar sein. Das haben die grossen öffentlich-rechtlichen Anstalten gemeinsam in einer Medienkonferenz in Mainz mitgeteilt.
Eine übergreifende Struktur für das Netzwerk mit einer neuen Online-Mediathek und damit einem Verschmelzen der bisherigen Mediatheken sei aber nicht geplant. Zuschauer können damit ihre gewohnten Apps behalten. Nutzer gelangen über die Zugänge der bisherigen Mediatheken von ARD und ZDF auf das Angebot. Auch ein Name für das Streaming-Netzwerk oder ein Logo werde es nicht geben.
Im Vordergrund steht vor allem der Nutzen für das Publikum: «Unser Ziel ist, wirklich alles verfügbar zu machen, das heisst: der volle Schatz an Inhalten, der ganze Kosmos soll erschlossen werden», sagt Benjamin Fischer vom SWR in Mainz. Dort ist die von ihm geleitete gemeinsame Mediathek der neun ARD-Anstalten angesiedelt.
Auf dem Mainzer Lerchenberg ist wiederum Eckart Gaddum zuständig für die Mediathek des ZDF. Zusammen mit seinem Kollegen von der ARD will er nun auch einen gemeinsamen Empfehlungsalgorithmus installieren, der ebenfalls auf alle Inhalte zugreifen soll. «Wenn ich mich registriert habe bei ARD und ZDF, dann habe ich ein einheitliches Nutzerkonto», erklärt Gaddum.
Eine Anmeldung auf den Plattformen muss aber keine Voraussetzung für die Nutzung sein. Allerdings sollen sich Nutzerinnen und Nutzer mit einem Konto etwa auch persönliche Listen anlegen können, mit Inhalten beider Senderfamilien. Mit diesen Funktionen und ihrem «Streaming-Netzwerk» wollen sich die öffentlich-rechtlichen Sender nicht zuletzt besser im Wettbewerb mit Netflix & Co. aufstellen.
Der Vorsitzende der ARD, WDR-Intendant Tom Buhrow, zeigte sich beim Vorstellen der Pläne in Mainz überzeugt, dass diese Kooperation den beiden Sendern «noch mal einen Punch gibt». Wenn «beide Welten» nebeneinander stünden, also etwa Reihen wie der «Ku’damm» vom ZDF neben «Babylon Berlin» von der ARD, dann sei das «bei der globalen Konkurrenz ein riesen Plus».
Auch ZDF-Intendant Thomas Bellut ist zufrieden. Er hatte sich stets gegen eine totale Zusammenlegung der Mediatheken ausgesprochen, auch damit das ZDF einen eigenständigen Auftritt behält. Jetzt hätten die Nutzerinnen und Nutzer weiter «ihre Plattformen, die sie schon kennen». Dennoch werde nun der Erfolg von ARD und ZDF «auf eine beispielhafte Weise maximiert».
Bereits angedacht ist, dass in Zukunft auch Arte in das gemeinsame Streaming-Netzwerk integriert werden soll.