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Sonntag
13.11.2016

TV / Radio

Mit der Umstrukturierung des zweiten italienischsprachigen Fernsehsenders RSI LA 2 auf ein Webangebot setzt die SRG inmitten der Service-public-Diskussion ein Zeichen, dass sie sparen will und muss. Klar ist aber auch, dass bis zur Umsetzung des Projekts «Digitale Publikumsnähe» noch viel passieren müsste. Nach aktueller Gesetzeslage ist der SRG die Onlinewerbung nach wie vor untersagt.

RSI-Direktor Maurizio Canetta erklärt dem Klein Report, weshalb in der italienischsprachigen Schweiz die «digitale Publikumsnähe» besonders wichtig ist: «Die Fragmentierung des Medienkonsums und die Notwendigkeit, die Bedürfnisse der Öffentlichkeit über mehrere Kanäle zu befriedigen, machen die digitale Perspektive insbesondere für ein Radio- und Fernsehunternehmen mit beschränkten Mitteln, wie es das RSI ist, interessant», sagt Canetta.

Wie der Markt im Tessin aktuell strukturiert ist, erklärt Moreno Cavaliere, Delegierter der Tochtergesellschaften MediaTi Marketing SA: «MediaTi hat als grösster privater Anbieter aktuell 200 Angestellte, die SRG hat 1100 Angestellte für den gleichen Markt. Der Markt im Tessin ist überschaubar», so Cavaliere. Dafür sieht auch er noch viel Potenzial im Online-Bereich. «Digitale Angebote sind noch sehr wenig entwickelt im Tessin», erklärt Cavaliere.

Das RSI könnte somit gleich doppelt gewinnen: Einerseits könnte sie dieses Potenzial erschliessen, andererseits Kosten für die Produktion von RSI LA 2 sparen. Dafür müssen allerdings zunächst die Produktionsmethoden und -strukturen bei RSI umgestellt werden. Das wird ein langer und komplexer Änderungsprozess sein, wie Maurizio Canetta erklärt. «Diese Wechsel beinhalten auch, dass ein Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgeschult werden muss, was Zeit und eine angemessene Ausbildung erfordert», so der RSI-Direktor.

Bis im Jahr 2020 RSI LA 2 durch «Web LA 2» ersetzt werden kann, müssen gemäss Canetta noch zwei Dinge passieren: «Erstens müssen wir unsere Produktionsstrukturen dem neuen Angebot anpassen - beispielsweise Web-Only- oder Web-First-Angebote oder mehr Übertragungen von zeitgemässen Sportereignissen live oder on demand. Zweitens müssen wir alle Möglichkeiten, die den Empfang betreffen, identifizieren und überprüfen. Der Wechsel kann nur kommen, wenn das gesamte Publikum der italienischsprachigen Schweiz davon profitieren kann.»

Insbesondere HbbTV soll zur neuen Plattform für Live-Streaming werden. Zwar seien die Infrastrukturen schon da, jedoch muss die neue Plattform noch entwickelt werden. So sollen gemäss Canetta sämtliche Sportübertragungen des RSI vom TV-Programm verschwinden und stattdessen über HbbTV gestreamt werden. «Damit mehrere Sportübertragungen gleichzeitig gestreamt werden können, müssen die Haushalte mit Breitbandanschlüssen versorgt werden», so Canetta.

Damit die Rechnung für das RSI aufgeht, müssen neben den technologischen auch noch rechtliche Hindernisse beseitigt werden. In diesem Sinn sind die Entscheidung des Bundesrates über den Spielraum der SRG im Online-Bereich sowie die Vorgaben der neuen Konzession, die für 2018 vorgesehen ist, wichtig. «Damit das neue Angebot umgesetzt werden kann, muss die Konzession geändert werden. Die SRG muss dafür dem Bundesrat einen Antrag unterbreiten», so Maurizio Canetta. Und weiter sagt er: «Es liegt am Parlament, den Handlungsspielraum der SRG im Online-Bereich festzulegen.»

Auch gemäss Moreno Cavaliere macht das neue RSI-Angebot nach aktueller Gesetzeslage, also ohne Werbemöglichkeit der SRG, «überhaupt keinen Sinn». Die Entwicklung der Medien gehe immer mehr ins Digitale. «Deshalb ist es wichtig, dafür die Rahmenbedingungen festzulegen.»