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Sonntag
16.03.2025

Medien / Publizistik

Der frühere Gesundheitsminister... (© BAG)

Der frühere Gesundheitsminister... (© BAG)

Er flog hoch – und stürzte beinahe ab. Doch letztlich konnten weder Privatflüge ins Ausland noch eine Standleitung zum Verlagshaus Ringier ihm etwas anhaben.

Heute ist alt Bundesrat Alain Berset als Friedensengel im Auftrag des Europarats unterwegs. Daneben fand er Zeit, sich mit den CH Medien über sein Wirken während der Pandemie und seinen heutigen Blick auf die Welt zu unterhalten.

Auf eigene Fehler während Corona angesprochen, antwortet der Ex-Magistrat ausweichend: «Mit anderen Informationen hätten wir logischerweise andere Entscheide getroffen».

Ihnen sei sehr bewusst gewesen, dass ihre Entscheide sofort erhebliche Konsequenzen für jede und jeden hatten. Doch man müsse in solchen Situationen handeln, zu erstarren wäre das Schlimmste: «In der Schweiz haben wir die Tendenz, alles zu 100 Prozent abzuklären und erst dann zu entscheiden.»

In Krisenzeiten gehe dies nicht. Dann müsse man akzeptieren, dass eine Entscheidung falsch sein könne und später wieder korrigiert werden müsse. Fehler seien in solchen Situationen unvermeidbar.

Auf die Frage, welche Auswirkung die Pandemie auf heutige Entwicklungen hatte, weist Berset darauf hin, dass seit Jahren eine Krise auf die andere folgt.

Während der Pandemie habe es grosse Solidaritätsbewegungen gegeben, die durch den Ukraine-Krieg hindurchzogen. Auf der anderen Seite hätten die Krisen «wie ein Katalysator für Menschen gewirkt, die sich empören».

Und dann sagt Berset etwas Erstaunliches: «Ich finde es nicht schlecht, wenn die Leute dem Staat kritisch gegenüberstehen.» Aber die Kritik müsse auf Fakten beruhen und konstruktiv sein. Er sei sich sicher, dass es staatskritische Menschen bereits vor der Pandemie gegeben habe, aber sie seien durch die Krise sichtbarer geworden.

Mit Blick aufs Hier und Jetzt – und auf die heutige Jugend – zeigt sich der ehemalige Gesundheitsminister besorgt: «1992 war ich 20 Jahre alt, die Welt stand uns allen offen. Alles schien möglich, die Zukunft war vielversprechend! Für einen heute 20-Jährigen sehen die Perspektiven leider ganz anders aus.»

Die Achtung der Menschenrechte, friedliche Beziehungen zwischen den Staaten und Dialog statt Krieg würden bessere Aussichten für die neuen Generationen schaffen. Und dafür wolle er sich mit dem Europarat einsetzen.