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Dienstag
23.05.2023

TV / Radio

Das deutsche Team, das bei der EM im letzten Jahr erst im Final vom Gastgeber in England zu stoppen war, gehört zu den Favoriten auf den WM-Titel in Down-Under…     (Bild: DFB)

Das deutsche Team, das bei der EM im letzten Jahr erst im Final vom Gastgeber in England zu stoppen war, gehört zu den Favoriten auf den WM-Titel in Down-Under… (Bild: DFB)

In knapp zwei Monaten beginnt in Neuseeland und Australien die Fussball-WM der Frauen. Und: Stand jetzt ist SRF der einzige deutschsprachige Sender, der neben ORF das Turnier in voller Länge überträgt.

ARD und ZDF zieren sich noch immer, und die TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer fragen sich mittlerweile, was den deutschen Öffentlich-rechtlichen die Frauenfussball-WM überhaupt wert ist.

Die peinliche Posse um die TV-Rechte für die Fussball-Frauen-WM geht in die nächste Runde. So drohte Fifa-Präsident Gianni Infantino laut mehreren Medien vor Kurzem damit, dass die Frauenfussball-WM nicht überall übertragen werden könnte, wenn die Angebote weiter unter den Erwartungen bleiben. «Die Angebote der Sender, besonders aus den fünf grossen europäischen Ländern, sind immer noch sehr enttäuschend und einfach nicht akzeptabel», erklärte der Walliser.

Die Einschaltquoten für die WM der Frauen würden bei etwa 50 bis 60 Prozent der Quoten bei Männer-Turnieren liegen. Die Angebote der Sender seien jedoch 20 bis 100 Mal niedriger. «Es ist unsere moralische und rechtliche Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen», so Infantino weiter.

Das Ausschreibungsverfahren für die TV-Rechte für die WM läuft seit Oktober letzten Jahres. Wegen der Zeitverschiebung entwickeln sich die Verhandlungen in Europa besonders schwierig. Während die Fifa mit Fernsehanstalten in den USA oder Brasilien bereits Verträge unterzeichnet hat, ist in den Ländern England, Frankreich, Deutschland, Italien oder Spanien wenige Monate vor Turnierbeginn noch nichts sicher.

Gianni Infantino droht sogar mit einem TV-Blackout, wenn die TV-Sender ihre Angebote nicht seinen Vorstellungen anpassen. Laut einem «Kicker»-Bericht haben die deutschen öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte des Turniers mit erstmals 32 Mannschaften geboten. Der Fussball-Weltverband Fifa verlange aber das Doppelte. Für die Rechte der Männer-WM 2022 in Katar hatten ARD und ZDF 214 Millionen Euro bezahlt.

Nun fragt sich der Fussball-Fan unweigerlich: Was sind lächerliche 5 Millionen Euro im Vergleich zu 214 Millionen? Peanuts! Und das hat nun zur Folge, dass sich auch die deutsche Politik in die Debatte eingeschaltet hat. So hatten die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock und die Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf eine schnelle Einigung gedrängt.

Auch weil das deutsche Team, das bei der Fussball-EM im letzten Jahr in Grossbritannien erst im Final vom Gastgeber zu stoppen war, seit Jahren zu den besten Mannschaften weltweit und deshalb auch zu den Favoriten auf den WM-Titel in Down-Under gehört. Schon dass allein sollte ZDF und ARD 5 oder sogar 10 Millionen Euro wert sein.

Zum Vergleich: Mit durchschnittlichen Produktionskosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro sind mehrteilige Fernsehfilme mit Sendeplätzen am Hauptabend die kostspieligsten Sendungen des ZDF. Mit anderen Worten: Unterhaltung ist den TV-Sendern gutes Geld wert, Frauenfussball anscheinend nicht.

Und dabei ist gerade in Deutschland die Euphorie im Damen-Fussball riesig. Beim DFB-Pokal-Finale der Frauen letzte Woche in Köln waren knapp 45’000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Rhein Energie Stadion. Ein neuer Rekord. Und auch die Einschaltquoten bei der ARD lassen aufhorchen: Das Pokal-Finale der Frauen sahen sich 1,57 Millionen Fussball-Fans ein, der Marktanteil lag da bei 13,6 Prozent. Tendenz steigend.

Wenn das keine Argumente für ARD und ZDF sind.