Zürich feiert derzeit das Auto. An der «Auto Zürich 2024» zelebriert die Motoren-Branche in Oerlikon ihren eigenen Glanz.
Und Prominente lassen sich neben den schönsten Neuheiten ablichten – von Subaru-Evergreen Bernhard Russi über Alphorn-Lady Lisa Stoll, Edel-Chauffeur Hausi Leutenegger bis zu FCZ-Präsident Ancillo Canepa, der für seinen Herzensklub im Meisterschaftsrennen den Turbo sucht.
Karl Bieri, Gründer und Chef der grössten Schweizer Auto-Messe, sagt der «Schweizer Illustrierten»: «Wir haben ein volles Haus – mit Publikum und Ausstellern. Wir wollen Freude verbreiten, die Autos nahe an die Kundschaft bringen, sie fühlbar und erlebbar machen. Das geht nur an einer Messe wie Auto Zürich.»
Ganz andere Sorgen mit der Mobilität hat in der Zürcher Innenstadt derweil Stadtrat Filippo Leutenegger. Als FDP-Mann ist er der verkehrstechnischen Freiheit quasi verpflichtet. Doch wird er im Alltag im rotgrün diktierten Gremium zwischen Velodemo und Tempo-30-Zone immer wieder ausgebremst.
So beispielsweise von Sicherheitschefin und Grünen-Politikerin Karin Rykart, die das Zürcher Stadtbild vom Automobilverkehr befreien und anstelle von Strassen und Parkplätzen Magerwiesen und Lerchenwälder anpflanzen will.
Ein Beispiel spielt sich direkt vor Leuteneggers Haustür im Hirslanden-Quartier ab. Dort soll eine Begegnungszone entstehen und Tempo 20 etabliert werden. 40 von 42 Parkplätzen müssten weichen.
Dagegen hat Leutenegger mit über 250 weiteren Anwohnerinnen und Anwohnern Rekurs eingelegt. Zur «Neuen Zürcher Zeitung» sagte er dazu: Er agiere als betroffener Anwohner – und nicht als Stadtrat. Auch ein Stadtrat dürfe seine Rechte als Anwohner wahrnehmen.
Dass er sich damit direkt gegen ein Vorhaben seiner Stadtratskollegin Rykart stellt, nehme er gelassen. Er habe bereits mit Rykart darüber gesprochen, sie habe die angekündigte Einsprache «zur Kenntnis genommen».
Offenbar ist die Atmosphäre in der städtischen Exekutive aber nicht so entspannt wie dargestellt. Auf Nachfrage des Klein Reports gibt sich Leutenegger, der früher als SRF-Moderator die Politikerinnen und Politiker am Freitagabend in der «Arena» dressierte wie der Dompteur die Löwen in der Manege, ungewohnt wortkarg und verschanzt sich hinter dem «laufenden Verfahren».
Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass er sich mit der städtischen Verkehrspolitik schwertut. Das Projekt in seinem Wohnquartier scheint nun dem Fass den Boden auszuschlagen.
Im von Leutenegger unterschriebenen Begehren heisst es: Das Bedürfnis nach Aufenthalt auf der Hammerstrasse «ist eine Erfindung der Planer und existiert nicht». Die Strasse sei steil und eigne sich überhaupt nicht für Spiel und Sport.
Ausserdem könnte das neue Verkehrsregime zu gefährlichen Situationen führen, wenn Kinder dort spielten, denn die Velofahrer seien bergab mit hohem Tempo unterwegs. Und aufgrund des Parkplatzabbaus sei mehr Suchverkehr im Quartier zu erwarten.
Oder mit anderen Worten: In Zürich kollidieren an diesem Wochenende die Weltanschauungen. In Oerlikon träumen die Messebesucher vom neuen Porsche oder schnittigen Tesla. Und im Stadtrat wollen Politikerinnen Zürich mit einem derartigen Tempo entschleunigen, dass es dem einsamen Rufer in der «rotgrünen Wüste» den Nuggi raushaut.