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Montag
28.11.2022

Medien / Publizistik

Im Editorial zitiert Roger Köppel Infantino: «Diese Fussball-WM ist ein Lichtblick der Lebensfreude, der Hoffnung und der Verständigung in einer kriegerischen Welt.»...         (Screenshot «Weltwoche»)

Im Editorial zitiert Roger Köppel Infantino: «Diese Fussball-WM ist ein Lichtblick der Lebensfreude, der Hoffnung und der Verständigung in einer kriegerischen Welt.»... (Screenshot «Weltwoche»)

Die berechtigen Proteste gegen die Fussball-WM in Katar werden in dieser Woche von zwei gewichtigen Journalisten in der Schweiz verurteilt.

Roger Köppel begrüsst in der neusten Ausgabe der «Weltwoche» Gianni Infantino als Held und dankt ihm für die Ausrichtung der WM in Katar. Im Editorial zitiert Roger Köppel Infantinos Begrüssungsworte: «Diese Fussball-WM ist ein Lichtblick der Lebensfreude, der Hoffnung und der Verständigung in einer kriegerischen Welt.»

Roger Köppel findet, dass «der Westen» sich «gerade wieder einmal an seiner Hochmoral» betrinke – ausgerechnet Roger Köppel, auf den während des Kalten Krieges und auf dessen «Weltwoche» punkto politischer Urteilskraft noch Verlass war.

«Auch die Gräuelgeschichten über die Ausbeutung und Massensterben auf katarischen Baustellen sind an den Haaren herbeigezogen, durch Fakten widerlegt.» Und wer Gianni Infantino kritisiere, kritisiere auch dessen Herkunft aus «einer italienischen Gastarbeiterfamilie».

Ganz so weit geht Felix E. Müller in der Sonntagsausgabe der NZZ nicht. Er vergleicht indessen «Winnetou» und die WM-Katar («Winnetou kam nie in Katar an»): «Aber müsste, wer ‚Winnetou‘-Filme als Ausdruck westlicher Ignoranz und Arroganz ablehnt, sich nicht darum bemühen, die Verhältnisse in Katar gerade wegen ihrer Andersartigkeit zu würdigen?»

Nein, müsst er nicht, meint der Klein Report, weshalb auch, denn in der Kritik an der WM in Katar geht es nicht um Kultur, sondern um harte, antidemokratische Fakten, bei der «Kontroverse» um «Winnetou» um kulturelles Gelaber, aber dies ist in postfaktischen Zeiten selbst für angesehene Journalisten nur noch ein Detail.

Einig sind sich Felix E. Müller und Roger Köppel in ihrer Verwirrung punkto «Westen» und «westliche Werte». Waren es früher die Linken, die diese Begriffe pejorativ verwendeten, sind es nun die höchst bürgerlichen und ehrenwerten Journalisten Köppel und Müller. Der Klein Report empfiehlt beiden die Lektüre der schweizerischen Bundesverfassung. Dort steht nämlich alles, was punkto Werte in einer Demokratie gelten muss.