Wer in England kein Fernsehgerät besitzt, muss keine Haushaltsabgabe zahlen. Das bekommt die BBC derzeit mit dramatischen Folgen zu spüren.
Eine Million Zuschauende mehr als noch vor einem Jahr geben an, dass sie sich nur noch über Computer oder ähnliche Devices in das TV-Programm einklicken. Mit dieser Aussage können sie die Gebühren umgehen.
Für die BBC bedeutet das bei einer Haushaltsabgabe von 145.50 Pfund jährlich einen Verlust von 150 Millionen Pfund. Für BBC-Generaldirektor Tim Davie zeigt sich deshalb Handlungsbedarf.
Wie die BBC mitteilt, wird sie bis Ende Jahr 1000 der 18'000 Stellen streichen müssen. Die Entlassungen sollen vor allem das mittlere Management in Verwaltungsjobs betreffen. Drei der zehn Managementebenen der BBC werden gestrichen.
Tim Davie, der die BBC seit zwei Jahren leitet, versucht seit seinem Einstieg die Finanzen in den Griff zu bekommen. Der BBC World Service wurde bereits geschrumpft. Einige der verschiedenen BBC-Sprachdienste sollen künftig nur noch digital abrufbar sein. Auch andere Sender wie BBC 3 und BBC 4, Radio 4 Extra und der Kinderkanal CBBC sollen nicht als traditionelle Fernseh- und Radiosender fortbestehen, sondern nur noch über das Internet abrufbar sein.
Zu den Entlassungen meinte Davie: «Wir stehen vor schweren Entscheidungen und das ist der Beginn, der uns 50 Millionen Pfund bringen wird. Die BBC hat in den letzten fünf Jahren schon über 1,5 Milliarden Kosten eingespart, aber das reicht noch nicht.»
In einer Rede vor der Belegschaft versprach der Generaldirektor eine «frische, neue, globale digitale Medienorganisation, wie es sie noch nie gab». Die BBC müsse sich schneller entwickeln und «die riesigen Veränderungen auf dem Markt» um sie herum aufgreifen.
Ob die Konsumenten wirklich nicht fernsehen, sei schwierig zu widerlegen, zumal Schwarzsehen künftig entkriminalisiert und nicht länger mit Gefängnisstrafen belegt ist.
Mit den angekündigten Sparmassnahmen dürfte die BBC allerdings nicht aus der Schusslinie der Konservativen kommen, die keinen starken, öffentlich finanzierten Rundfunk in England wollen.
Es könnte deshalb noch schlimmer kommen. In wenigen Wochen will die Regierung ein neues Gebührenmodell vorschlagen. In diesem steht, dass über 75-Jährige keine Gebühren mehr bezahlen müssen, was noch einmal etwa 600 Millionen Pfund weniger Einnahmen bedeuten würde.
Damit wären die konservativen Kräfte in Politik und Medien ihrem Ziel noch einmal einen Schritt näher, dass die BBC ihre Unterhaltungsprogramme und Sportübertragungen endlich der kommerziellen Konkurrenz überlassen muss. Die bisher zehn Fernseh- und sechzehn Radioprogramme der BBC dürften dann Geschichte sein.