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Mittwoch
10.02.2016

Medien / Publizistik

Über zwei Jahre nachdem das TV-Magazin «Rundschau» Christoph Mörgeli vorgeworfen hatte, seine Doktoranden mangelhaft zu betreuen und fragwürdige Doktortitel durchzuwinken, bestätigt ein Expertenbericht diese Vorwürfe.

Die Uni Zürich liess die Anschuldigungen gegen den ehemaligen SVP-Nationalrat durch verschiedene Experten abklären. Diese bewerteten in ihrem Bericht die Qualität von Dissertationen am medizinhistorischen Institut sowie die Leistungen von den entsprechenden Betreuern - bewertet wurden unter anderem Christoph Mörgeli, Beat Rüttimann und Iris Ritzmann.

Pikant: Bereits im Juli 2013 wurde der Bericht fertig gestellt, jedoch von der Uni Zürich nie öffentlich zugänglich gemacht. Gegen diesen Entscheid sind Tagesanzeiger.ch/Newsnet und die SRF-Sendung «Rundschau» rechtlich vorgegangen und haben in letzter Instanz vom Bundesgericht Recht bekommen.

Der Inhalt des Berichts zeigt nun, dass sowohl Christoph Mörgeli als auch sein ehemaliger Vorgesetzter Beat Rüttimann nur ungenügend abschneiden, während Iris Ritzmann eine deutlich bessere Bewertung erhält.

Wie der «Tages-Anzeiger» am Dienstag schreibt, wurden die Dissertationen und die Betreuungsleistungen von den drei Experten Wolfgang U. Eckart, Heidelberger Professor für Medizingeschichte, Andreas Thier, Zürcher Professor für Rechtsgeschichte und Eckhart G. Hahn, emeritierter deutscher Medizinprofessor, bewertet.

Diese untersuchten 39 zufällig ausgewählte und anonymisierte Dissertationen aus den Jahren 2002 bis 2012, wie der Journalist Iwan Städler im «Tages-Anzeiger» schreibt. Kriterien der Bewertung waren unter anderem das Herstellen von Bezügen, der Einbezug von Quellen sowie die Betreuung. Alles in allem konnte eine Arbeit 70 Punkte erreichen.

Iris Ritzmann, die wegen Indiskretion nach der Causa Mörgeli von der Uni Zürich entlassen wurde, erreichte in ihren Dissertationen einen Durchschnitt von 62 Punkten. Zum Vergleich: Die Arbeiten von Mörgeli wurden im Schnitt mit 34,5 Punkten bewertet, die von Rüttimann mit gerade einmal 28,5 Punkten.

Und auch beim Kriterium Betreuung schnitt Rüttimann am schlechtesten ab. Von zehn möglichen Punkten erhielt er durchschnittlich 2,5 Punkte, Mörgeli 3,3 und Ritzmann 8,8. Entsprechend schreibt die Expertenkommission, dass die von Rüttimann und Mörgeli betreuten Doktorarbeiten «den wissenschaftlichen Standards medizinhistorischer Dissertationen nicht entsprechen».

Offen ist, wie die Experten im Detail zu ihren Befunden kamen. Dies bleibt im nur drei Seiten (exklusiv fünfseitiger Bewertungstabelle) umfassenden Bericht genauso unerklärt, wie die Tatsache, dass die Experten lediglich aufgrund der Dissertationen bewerten konnten, wie gut die Doktorierenden von ihren Betreuern unterstützt wurden. Denn weder mit den Verfassern noch mit den Betreuern wurden Gespräche geführt.