Ein halbes Jahr nach der Einstellung der Zeitung «Le Matin» ist in der Romandie ein neues, lokal verankertes Print-Produkt zum Leben erwacht. Am Montag gab es die «Ausgabe 0» des Journals «Micro», das künftig dreimal pro Woche erscheinen soll, in ortsansässigen Cafés zu lesen.
«Seit dem Verschwinden von ‚Le Matin’ haben die Restaurants und Cafés in der Romandie ihre ikonische Zeitung verloren. ‚Micro’ möchte hier Abhilfe schaffen», stellten die Gründer am Montag ihr Projekt vor. Geplant ist ein Print-Produkt, das ohne Redaktionsbüro in den Partnerlokalen geschrieben und dort später gratis ausgelegt wird. Daneben soll «Micro» mit einem Abo dereinst auch direkt nach Hause geliefert werden.
Hinter «Micro» steht ein gleichnamiger Verein, der von Fabien Feissli, Ex-Journalist von «Le Matin», präsidiert wird. Vizepräsident ist der Grafiker Hugo Blaser, der in der Westschweiz unter anderem ebenfalls für die damalige Tamedia-Zeitung arbeitete. Drei weitere Mitglieder des Vereins sind namentlich bekannt, während andere aktuell «aus beruflichen oder privaten Gründen» ihre Unterstützung für das Projekt noch nicht öffentlich zeigen wollen.
Die Pilotausgabe des Journals, die am Montag vorgestellt wurde, haben die Vereinsmitglieder aus eigener Tasche finanziert. Die offizielle Erstausgabe ist dann für Mai 2019 geplant, sofern in einer Finanzierungsrunde, die ab sofort bis Ende Februar läuft, genug Geld zusammenkommt.
«Wenn wir die Schwelle von 90'000 Franken erreichen, können wir die Webseite entwickeln, die Zeitung drucken und für vier Monate ausliefern. Dieser Betrag deckt die Gehälter des Teams nicht ab, wobei alle Mitglieder bereit sind, zum Start ehrenamtlich zu arbeiten. Wenn die Schwelle von 250'000 Franken erreicht wird, sind die Betriebskosten (ohne Entschädigung für die Redaktion) der ersten zwölf Monate abgedeckt. Diese Sicherheit würde uns erlauben, gelassen am Wachstum der Zeitung zu arbeiten.»