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Dienstag
02.09.2025

Digital

Der Name «Apertus» – lateinisch für «offen» – ist Programm... (Bild: © ETH)

Der Name «Apertus» – lateinisch für «offen» – ist Programm... (Bild: © ETH)

Die ETH Zürich, die EPFL und das Schweizer Supercomputing-Zentrum CSCS haben mit «Apertus» ein Sprachmodell vorgestellt, das sich «Transparenz» und «Zugänglichkeit» auf die Fahnen schreibt.

Der Name «Apertus», lateinisch für «offen», ist Programm: «Der gesamte Entwicklungsprozess, einschliesslich Architektur, Modellgewichten sowie Trainingsdaten und -methoden, ist frei zugänglich und umfassend dokumentiert», schreibt die ETH am Dienstag auf ihrer Homepage.

Apertus wurde mit 15 Billionen Worteinheiten aus über 1’000 Sprachen trainiert, darunter Schweizerdeutsch und Rätoromanisch. 40 Prozent der Daten seien nicht-englischsprachig.

Die Entwicklerinnen und Entwickler wollen damit nicht nur technologische Unabhängigkeit stärken, sondern auch Sprachen fördern, die in bisherigen KI-Systemen kaum vorkommen. Das Modell steht in zwei Versionen mit 8 und 70 Milliarden Parametern zur Verfügung und kann frei genutzt, verändert und kommerziell eingesetzt werden.

Mit dem Projekt setzen die Hochschulen auf einen öffentlichen Ansatz: KI soll nicht nur von Konzernen kontrolliert, sondern als Infrastruktur verstanden werden, vergleichbar mit Stromnetzen oder Autobahnen. 

«Derzeit ist Apertus das führende öffentliche KI-Modell: ein Modell, entwickelt von öffentlichen Institutionen im Dienste des Gemeinwohls», wird Joshua Tan, Leiter der Public AI Inference Utility, zitiert.

Die Veröffentlichung fällt in eine Zeit, in der teils heftige Debatten über Datensicherheit und KI-Governance geführt werden. 

Apertus erfüllt laut den Entwicklern die Datenschutzgesetze der Schweiz und die Transparenzvorgaben der EU. Das Trainingsmaterial sei so gefiltert worden, dass personenbezogene Daten entfernt und Opt-out-Regeln respektiert werden.

Ob Apertus tatsächlich zu einem Gegenmodell zu kommerziellen Systemen wie ChatGPT oder Claude wird, bleibt abzuwarten. Die Initiatorinnen und Initiatoren planen weitere Versionen, etwa für besondere Branchen wie Recht oder Medizin.

Apertus wurde im Rahmen der Swiss AI Initiative entwickelt, die von der EPFL und der ETH Zürich geleitet wird. Auch die Swisscom hat Geld beigesteuert.