Apps wie WhatsApp und Signal arbeiten bereits mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung E2EE. Meta wird E2EE voraussichtlich 2023 für Facebook und Instagram-Apps einführen.
Darüber zeigen sich Geheimdienste und andere Sicherheitsbehörden schon länger beunruhigt. Dazu gehört auch die Regierung von Boris Johnson. Diese hat eine Kampagne «No Place To Hide» (sinngemäss «Kein Ort übrig zum Verstecken») in Auftrag gegeben.
Engagiert wurde dafür die PR-Agentur M&C Saatchi. Die Kampagne liess sich Johnsons Regierung 534’000 Pfund (rund 640’000 Euro) kosten, wie das «Rolling Stone»-Magazin aufgedeckt hat.
Vor was hat man Angst? In der Kampagne wird mit Kindsmissbrauch argumentiert.
E2EE verschlüsselt die gesendeten Nachrichten und macht sie nur für den Absender und den Empfänger lesbar. Nicht einmal die Ersteller der App oder die Strafverfolgungsbehörden können diese Nachrichten lesen.
Die Kampagne appelliert nun an Technologiegiganten wie Google und Meta, die Implementierung der End-to-End-Verschlüsselung (E2EE) in ihren Messaging-Diensten zu stoppen, bis sie sicher sind, dass sie Wege gefunden haben, Kinder vor Missbrauch zu schützen.
Tatsächlich zeigen vom US National Center for Missing and Exploited Children geteilte Daten, dass im Jahr 2020 über 21 Millionen Meldungen über sexuellen Missbrauch von Kindern in den sozialen Medien gemacht wurden. Laut dem Center könnten 14 Millionen Berichte über möglichen sexuellen Missbrauch von Kindern übersehen werden, wenn auch Meta und Google E2EE auf ihren Messaging-Plattformen einführen.
Die Bedenken mögen berechtigt sein. Ebenso berechtigt sind die Bedenken der Datenschützer, welche ohne Verschlüsselung wieder andere Gefahren ausmachen.
So oder so ist aber die Kampagne in England gefloppt. Ins eigene Bein geschossen hat sich die Agentur M&C Saatchi mit einem «visuellen PR-Stunt».
Für diesen wollte man in einem öffentlichen Glaskasten einen erwachsenen Schauspieler und ein Kind setzen, die ihr Smartphone verwenden, während das Glas zunehmend undurchsichtiger wird. Das solle bei Zusehern ein Gefühl des Unbehagens erzeugen, da sie immer weniger davon mitbekommen, was sich im Glaskasten abspielt.
Die Meinungsplattform «Techdirt» kommentiert sarkastisch, dass eine «undurchsichtige Box mit Menschen darin» allgemein auch als «Haus» bekannt sei. Mit dem Ansprechen des voyeuristischen Triebs von Menschen zeige man somit eigentlich auf, «wie wichtig die Absicherung von Kommunikation für die Privatsphäre ist».