Die «Neue Zürcher Zeitung» hat seit Oktober mit Veit Dengler einen neuen CEO. Der ehemalige Senior Vice President des internationalen Geschäftsbereichs beim Schnäppchenportal Groupon erklärte an der Dreikönigstagung in Zürich, wo er für die NZZ Potenzial im Internet sieht.
«Wir haben im Gegensatz zu vielen hier vertretenen Medien unser Onlinegeschäft nicht entschlossen genug ausgebaut, obwohl wir anfangs zu den Pionieren gehörten», sagte Dengler in seinem Referat, das immer wieder in historische Exkurse ausuferte. «Unsere Onlineerlöse liegen mit etwas mehr als zehn Prozent deutlich unter den Werten des Wettbewerbs.»
Neben dem Onlinegeschäft will Veit Dengler die Position der NZZ auch im gesamten deutschsprachigen Raum stärken. «Wir sind ein deutschsprachiges Medium, dessen Markt annähernd 100 Millionen Menschen umfasst», sagte er. «Ich sehe nicht, dass wir diesen Markt kampflos unseren nördlichen Nachbarn überlassen.»
Es sei klar, dass es bei der NZZ-Mediengruppe Veränderungsbedarf gebe, so Dengler. «Unsere Profitabilität hängt zu stark an den rückläufigen Print-Abonnements und den unter Druck geratenen Werbeeinnahmen», sagte er. «Noch ist unsere Kriegskasse gut gefüllt, aber es ist klar, dass wir in ein, zwei Jahren in Schieflage geraten würden, wenn wir jetzt nicht handelten.»
Die NZZ hat deshalb einen Transformationsprozess angestossen, der sicherstellen soll, dass das Unternehmen auch in Jahrzehnten «noch sein wird, was wir immer waren», so Dengler. «Es dürfte niemanden überraschen, dass wir damit begonnen haben, einen viel stärkeren Fokus auf unser Online- und Mobilgeschäft zu legen.»
Die Tradition des Hauses sei nicht der Druck, sondern die Herausgabe von Nachrichten, Analysen und Meinungen. «Wir werden so weit gehen, dass wir die NZZ auch als Zweikanalmedium verstehen und über User Generated Content verstärkt einen Dialog mit den Nutzern aufbauen», so Dengler. «Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, leichter mit uns und für andere zu kommunizieren.»
Damit will die NZZ den Zielgruppen, die sich immer stärker fragmentieren, besser gerecht werden. «Wir kämpfen heute nicht mehr um die ungeteilte, sondern um die geteilte Aufmerksamkeit eines immer anspruchsvolleren Publikums, das zu Recht erwartet, dass wir im digitalen Zeitalter individuellen Bedürfnissen auch individuell Rechnung tragen», sagte er.