Ebay, Ringier, Tamedia sowie Coop und die Migros waren an ricardo.ch interessiert, Tamedia hat sich durchgesetzt und übernimmt den Onlinehändler für 240 Millionen Franken. «Wir konnten Naspers mit dem besten Angebot überzeugen, nicht nur in Bezug auf den Preis sondern, auch die Perspektiven», sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer gegenüber dem Klein Report.
Tamedia möchte das Kerngeschäft der Ricardo-Gruppe dank Netzwerkeffekten mit einigen Medien wie 20minuten.ch weiterentwickeln. «Der E-Commerce-Markt hinkt in der Schweiz nach wie vor hinter anderen europäischen Märkten hinterher», meinte Zimmer. «Hier sehen wir Wachstumspotenzial. Um dieses zu erschliessen, braucht es neben einer technischen Plattform und einem guten Team auch Reichweite, die wir dank unserer starken publizistischen Medien einbringen können.»
Die Frage, ob Kleinanzeigenplattformen wie olx.ch und tutti.ch beziehungsweise die Fahrzeugplattformen autoricardo.ch und car4you.ch zusammengelegt werden, beantwortete Zimmer ausweichend: Dank der Zusammenarbeit zwischen autoricardo und car4you entsteht erstmals echter Wettbewerb im Automarkt, genauso wie dank der Zusammenarbeit zwischen olx.ch und tutti.ch die führende Kleinanzeigenplattform entsteht.
Tamedia versteht sich weiterhin als Medienunternehmen. Der grösste Anteil des Umsatzes wird nach wie vor mit publizistischen Angeboten erzielt. «Die Investition in die Ricardo-Gruppe ist für uns aber ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, die Hälfte unseres Ergebnisses mit digitalen Angeboten, seien sie kommerziell oder publizistisch, zu erreichen», so Zimmer.
In einem nächsten Schritt muss die Wettbewerbskommission nun der Übernahme zustimmen. «Sobald diese Zustimmung vorliegt, werden wir mit dem Managementteam der Ricardo-Gruppe die zukünftige Wachstumsstrategie ausarbeiten», kündigte der Unternehmenssprecher an.
Dann entscheidet sich auch, auf welche Art die 190 Mitarbeitenden von Ricardo in der Schweiz von der Übernahme betroffen sind: «Der Standort Zug bleibt erhalten, allenfalls gibt es einzelne Verschiebungen von Zug nach Zürich oder in die andere Richtung in denjenigen Bereichen, in denen heute beide Unternehmen im Markt aktiv sind.»