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Montag
23.12.2024

TV / Radio

«Herr der Quoten»: Die Erfindung und Lizenzierung des Telecontrol-Systems brachte Matthias F. Steinmann viel Erfolg... (Bild: zVg)

«Herr der Quoten»: Die Erfindung und Lizenzierung des Telecontrol-Systems brachte Matthias F. Steinmann viel Erfolg... (Bild: zVg)

Er ist kein Phantom, es gibt ihn wirklich: Matthias F. Steinmann (82). Medienprofessor, Erfinder von Radio- und Telecontrol, Schlossherr, Pilger, Berufspilot, Stabsoffizier, Schriftsteller, Investor, Mäzen, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Lebemensch und Multimillionär. Seine jetzt erschienene Autobiografie «Lebensreich» liest sich wie ein modernes Märchen. 

Seit er der «Schweizer Illustrierten» die Tore zu seinem Château Ursellen aus dem Jahre 1712 im bernischen Konolfingen öffnete, weiss die Schweiz, wie toll das Leben im Schloss ist. Ein Paradies auf 176000 Quadratmetern, das entspricht der Grösse von 24 Fussballplätzen. Und weil’s so schön ist, hat sich Steinmann auch Schloss Wyl in Grosshöchstetten gepostet. Vor zehn Jahren hat hier der Gesamtbundesrat zu Weihnachten geschlemmt. Für Steinmann der Ritterschlag. Übers Jahr werden hier Träume wahr: Schloss Wyl ist als Hochzeits-Schloss begehrt und beliebt. 

Die «Schweizer Illustrierte» titelte: «Doppelter Schlossherr, halber Landstreicher». Tippelbruder deshalb, weil Steinmann über 15000 Kilometer auf Pilgerwegen gewandert ist. «Ich bin dreimal von Rorschach nach Santiago, nach Berlin, nach Wien und von Basel nach Rom marschiert», sagt er auf Anfrage des Klein Reports. 

Beim stundenlangen Gehen werden die Gedanken klar: «Ich beschloss, auch die Gesellschaft, die mir viele Lebensmöglichkeiten bot, an meinem Erfolg teilhaben zu lassen.» Steinmann bot dem Regierungsrat des Kantons Bern an, das Schloss Wyl zu kaufen und eine Stiftung einzusetzen. «Das Schloss ist ein reiner Dienst an der Öffentlichkeit.» Steinmann ist der Mäzen, er butterte schon über zehn Millionen Franken in das alte Juwel. Mit den Schlössern hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt: «Schon als Knirps träumte ich davon, einmal reich zu sein und in einem Château zu leben.» Anstoss dafür gab sein knauseriger Vater.

Finanziell möglich gemacht hat das Traumleben sein grösster beruflicher Erfolg: Die Erfindung und Lizenzierung des Telecontrol-Systems. «Ich wurde Marktführer in Europa», erinnert sich der «Herr der Quoten» (ein Buchtitel) gegenüber dem Klein Report. 22 Länder wie Deutschland, Frankreich oder Österreich hatten seine Methode eingeführt. Als die Schweiz 1985 das elektronische Kästchen für die Ermittlung der TV-Nutzung lancierte, war das ein Quantensprung. Es wurde in ausgewählten Fernsehhaushalten an die vorhandenen Fernseh- und Video-Apparate angeschlossen. Mit Stichproben bei rund 2000 Nutzerinnen und Nutzern konnte so die Quote bestimmt werden. Von nun an war es schwarz auf weiss, was die Schweizer Bevölkerung am TV liebte – und Telecontrol war das Mass aller Dinge für den Verkauf von Werbeminuten.

Faszinierend, was und wie Steinmann alles unter einen Hut brachte: Er ist seit 50 Jahren in der Luft, am Steuer einer zweimotorigen Piper PA-42 Cheyenne Turboprop. Früher war er Professor für Medienwissenschaften. Im Militär war er Leiter der psychologischen Abwehr. Der Schnellschreiber fand erst noch Zeit für 20 Werke – Erzählungen und Sachbücher. Neu sind der Krimi «Der Heiratsschwindler» – und seine Autobiografie «Lebensreich». Ein reiches Leben!