Der Fall bewegt nicht mehr nur die Fussballwelt. Während des Spiels zwischen FC Basel und Vaduz hat sich am Ostermontag ein grobes Foul ereignet.
Nicht auf dem Spielfeld allerdings, sondern hinter einer TV-Kamera im Joggeli. Dort hat «jemand» deutlich hörbar gelästert: «Ich glaube, Kalulu war mal ein Bananenpflücker. Der schreit im Zeugs herum.»
Die eindeutig rassistische Beleidigung ging an die Adresse von FCB-Flügelstürmer Aldo Kalulu. Zu hören war sie im ganzen Land, weil es im Jakobs-Stadion wegen Corona momentan sehr ruhig ist und das Aussenmikrofon noch eingeschaltet war.
Die SRF-Kommentatoren reagierten umgehend. Dani Kern sagt beim Anpfiff der zweiten Halbzeit: «Wir distanzieren uns in aller Klarheit von dieser Aussage. Und klar ist auch: Die SRG produziert dieses Spiel und stellt die Mikrofone auf. Aber ein SRG-Mitarbeiter – da lege ich meine Hand ins Feuer – war es nicht.»
Moderator Rainer Maria Salzgeber meinte später im Studio: «Das gehört nicht auf den Fussballplatz.»
Auch der FC Basel schreibt auf Twitter kurz nach dem Spiel, dass man alles daransetzen werde, den Übeltäter zu fassen.
Inzwischen ist er gefasst. Es handelt sich um einen Mitarbeiter, der im Auftrag der SRG am Spiel war. «Interne Abklärungen haben ergeben, dass eine Drittperson, die im Auftrag der SRG an der Liveproduktion beteiligt war, die Aussage tätigte», heisst es in einer Medienmitteilung vom Dienstag.
Dazu werden auch harte Konsequenzen kommuniziert: «Die SRG duldet in keiner Weise Rassismus oder Diskriminierung. Rassistische Äusserungen oder Handlungen werden nicht toleriert und haben Konsequenzen. Darum wird die SRG mit dem Unternehmen ab sofort kein Auftragsverhältnis mehr eingehen. Die SRG entschuldigt sich in aller Form beim FCB-Spieler Aldo Kalulu, dem FC Basel und dem Publikum für die rassistischen Äusserungen.»
Für den Fussballer selbst ist es ein trauriges Flashback. Bereits vor zweieinhalb Jahren wurde Kalulu Opfer eines rassistischen Vorfalls. Damals wurde ihm in einem Spiel gegen den FC Zürich aus dem FCZ-Sektor eine Banane zugeworfen. Er schrieb damals auf Twitter: «Lasst uns nach vorne schauen und keine Zeit mit Dummköpfen verschwenden…»
Auch die Swiss Football League reagierte bereits auf dieses zweite Foul in der heimlichen «Bananenrepublik» Schweiz und bedankt sich auf Twitter für das «schnelle und konsequente Vorgehen von SRF».
Auch der Klein Report verurteilt das Verhalten des Technikers und findet die Aussage mit den Bananen inakzeptabel. Aber da Bananen mit ihrer Form uns irgendwie an einen Bumerang erinnern, fragen wir uns: Hat sich SRF mit der rigorosen Trennung von der ganzen Zulieferfirma und nicht nur vom fehlbaren Mitarbeiter nicht selbst einen Bumerang geworfen? In der ganzen Konsequenz müsste dieses Vorgehen nämlich bedeuten, dass auch bei den sexistischen Äusserungen eines Moderators bei RTS nicht nur Darius Rochebin, sondern das ganze Unternehmen RTS von der SRG hätte ins Abseits gestellt werden sollen. Aber wie kann man eine ganze TV-Anstalt entlassen?
Nun: In der Fussballwelt sind rigorose Vertragsauflösungen ja ein gängiges Erfolgsrezept. Auch FCB-Trainer Ciriaco Sforza wurde nach dem Taucher gegen Vaduz am Dienstag umgehend entlassen. Aber das ist eine andere Geschichte.