Der «Freundeskreis Le Temps» möchte mit allen Mitteln einen Verkauf der Zeitung «Le Temps» in Teilen verhindern und sucht Käufer, die sich für den Fortbestand und die Unabhängigkeit der Westschweizer Tageszeitung einsetzen.
Der Kreis veröffentlicht am Freitag einen Appell, den bereits 190 Leute unterzeichnet haben. «Unser Ziel ist es am 24. Januar 200 Personen zu erreichen, die unsere Initiative unterstützen», erklärten die beiden Co-Präsidenten des Freundeskreises Olivier Vodoz und Charles Kleiber gegenüber dem Klein Report.
Die beiden ehemaligen Politiker gehören zu den 60 Gründungsmitgliedern der Gruppe. Sie seien vom Erfolg des Appells selbst überrascht worden. Eine vergleichbare Mobilisierung der Eliten in der Romandie sei schon lange nicht mehr gelungen.
Mit der Initiative will der Freundeskreis aber keine Massenbewegung auslösen. «Wir wollen Persönlichkeiten zusammenbringen, die eine öffentliche Rolle spielen: Mitglieder der kantonalen Parlamente, des nationalen Parlamentes, Unternehmer, Ärzte und Anwälte mit einem gewissen Bekanntheitsgrad, Kulturschaffende, Schriftsteller, Filmemacher und Journalisten», so Vodoz und Kleiber weiter.
Dass die Journalisten bei einem Appell zur Erhaltung einer Zeitung zuletzt genannt werden, erstaunt. Der Klein Report fragte nach, weshalb denn zwei ehemalige Politiker und keine Medienleute den Verein präsidieren. «Wir sind ehemalige Politiker und unser Handeln ist keiner parteipolitischen Perspektive verpflichtet», antworteten Vodoz und Kleiber etwas ausweichend. Der Freundeskreis verstehe sich als Bewegung der Zivilgesellschaft über Parteigrenzen hinweg.
Die Bewegung ist bestrebt, einen Käufer zu finden, welcher die redaktionelle Qualität der Zeitung «Le Temps» erhalten will. Vodoz und Kleiber begrüssen die Anstrengungen der heutigen Besitzer, einen geeigneten Abnehmer zu finden. Sie befürchten jedoch, dass die Zeitung Stück für Stück veräussert werden könnte, sollte sich am Ende doch kein Käufer finden.
Die Besitzer von «Le Temps», Ringier und Tamedia, haben im November bekannt gegeben, die Mehrheit des Unternehmens an einen Aktionär mit dem nötigen Eigenkapital verkaufen zu wollen. Vodoz und Kleiber halten dies für ein schwieriges Unterfangen. «In der Romandie gibt es nicht viele solche Leute. Dies erklärt auch die bisher geringe Zahl von Kaufinteressenten. Es scheint uns vernünftiger, auch eine kleine Gruppe von Käufern ins Auge zu fassen, die das Kapital gemeinsam aufbringen.»
Der «Freundeskreis Le Temps» kündigte eine Veröffentlichung der Namen der Unterzeichner des Appells für Freitag 24. Januar an. Bereits bekannt ist, dass Pascal Couchepin dazu gehört. Er sei aber nicht der einzige ehemalige Bundesrat, dessen Name bei den Unterzeichnern zu finden sei, erklärten Vodoz und Kleiber am Donnerstag.
