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Donnerstag
21.11.2013

TV / Radio

SRF-Youtube-Klein-Report

Das SRF betreibt neben seinem Hauptprofil auf Youtube zehn weitere Kanäle. Die Klickzahlen sind mässig, aber dieser Umstand spielt für das SRF eine untergeordnete Rolle. «Die Youtube-Kanäle sind eine Ergänzung zu den anderen SRF-Angeboten», sagte Jonathan Engmann, Projektleiter Unternehmen und Programme beim SRF, gegenüber dem Klein Report.

Inhaltlich stellen die Kanäle, ausser bei den Kanälen der SRF-Radios, allerdings keine Ergänzung dar. «Mit Ausnahme der Beiträge von Radio SRF 3 und Radio Virus gibt es auf Youtube keine Videos, die nicht auch im SRF-Player zu finden sind», so Engmann. Die SRF-Videos würden vor allem auch auf dem SRF-Player und als Podcast stark genutzt.

Was also will das SRF mit den Kanälen bewirken? «Mit den Kanälen möchten wir die jüngere Generation und die Youtube-Nutzer mit unseren Angeboten erreichen», meinte Engmann. Die Klickzahlen sind aber bescheiden. Die Videos im Hauptkanal haben in den letzten sechs Monaten maximal 4000 Klicks erreicht.

«Die Klickzahlen stehen nicht im Vordergrund», so Engmann. «Die SRF-Angebote sind nicht auf einen kurzfristigen viralen Erfolg ausgerichtet, sondern werden immer in Erfüllung des Service-public-Auftrages erstellt.» Ein Service public für Junge soll es also sein. Auf Youtube würden dazu «ausgewählte Videos aus verschiedenen Bereichen» aufgeschaltet.

Das beliebteste Video überhaupt im Hauptkanal heisst «Jodlerclub Wiesenberg und Francine Jordi - Die grössten Schweizer Hits», das neueste Video, das es in die Top Ten geschafft hat, ist die Sendung «30 Jahre Musikantenstadl aus Fribourg: Alle Stadlstern-Gewinner aus der Schweiz», deren Aufzeichnung vor zwei Jahren auf Youtube gestellt wurde.

Nicht einmal die Castingshow «Die grössten Schweizer Talente» war bei den Youtube-Nutzern beliebter. Einziger Lichtblick ist die andere SRF-Castingshow «The Voice of Switzerland», die einen eigenen Kanal betreibt. «Wir haben mit dem Channel von `The Voice of Switzerland` ein starkes Format», so Engmann. «Die Videos dort verzeichnen bis zu 360 000 Zugriffe.» Damit würde es das beliebteste Video der Show in die Top Ten im Hauptkanal schaffen, allerdings hinter dem Musikantenstadl.

Ebenfalls eigene Kanäle gibt es für SRF Dok, SRF Virus, SRF 3, SRF Comedy, SRF Archiv und SRF Musik, die jeweils eigene Inhalte hochladen. Damit hört die Ordnung beim SRF-Youtube-Auftritt aber auf, eine Strategie für den Hauptkanal ist nicht ersichtlich.

Roger Schawinski etwa hat für seine Sendung zwar auch einen eigenen Kanal erhalten, seine Videos sind aber zugleich auch im Hauptkanal aufgeführt - einige sogar nur im Hauptkanal. Dasselbe gilt für die Inhalte des Kanals SRF Digital und auch für das Wirtschaftsmagazin «Eco», das auf dem eigenen Kanal seine Sendungen in Playlisten mit kaum an Aussagekraft zu unterbietenden Titeln wie «Folgen aus Staffel 2» präsentiert.

Würde man die Doppelspurigkeiten vermeiden und Videos konsequent nur in den entsprechenden Kanälen veröffentlichen, blieben im Hauptkanal im letzten Monat noch die «Helveticus»-Sendungen zur Schweizer Geschichte und ein Gespräch mit Roger Federer übrig. Damit wäre wenigsten der Umgang mit den Kanälen verständlich, auch wenn der Hauptkanal inhaltlich etwas dünn daherkäme.

Ein Blick nach Deutschland könnte sich lohnen: Die ARD kommt mit einem Kanal aus, das ZDF mit sieben Kanälen. Diese liefern im Hauptkanal auch Berichte und Nachrichten über Youtube. Das ist nicht unbedingt die Strategie, mit der man die Jungen gewinnt, aber wenn man Francine Jordi und den Musikantenstadl in den Top Ten wiederfindet, könnte man seine Strategie diesbezüglich auch überdenken.

Man kann aber auch weiterwursteln: Unter Druck steht man kaum, denn um Geld soll es bei der Youtube-Aktivität angeblich ohnehin nicht gehen. «Unsere Videos und Channels sind werbefrei, wir nehmen damit kein Geld ein», so Engmann.