Die Autorinnen und Autoren des Blogs «KulturStattBern» (KSB) ziehen sich per Ende Jahr geschlossen zurück. Grund sei der massive Spardruck innerhalb des Tamedia-Konzerns. Die Kulturjournalisten der Tageszeitung «Der Bund» in Bern seien mit Lohnkürzungen konfrontiert worden.
«Wir schieben», schrieb Mirko Schwab im Kulturblog und kündigte an, dass sich das gesamte KSB-Team «in corpore» von den Tamedia-Strukturen verabschieden werde. Neben Schwab gehören Roland Fischer, Urs Rihs, Jessica Jurassica und Clemens Kuratle zu den Autoren von «KulturStattBern», die nun im Kollektiv ihre Kündigung eingereicht haben.
Die Gründe für die Abnabelung seien «rasch erklärt und symptomatisch», sagte Schwab gegenüber dem Klein Report. «Der Konzern, der sein Dach in letzter Zeit aufs Unappetitlichste über die ganze Deutschschweizer Medienlandschaft gespannt hat, setzt seine Titel trotz hoher Gewinne in branchenfremden Geschäften unter massiven Spardruck.»
So habe man auch das Blogger-Team beim «Bund» damit konfrontiert, dass «die ohnehin schon eher symbolischen Entlohnungen» gekürzt werden sollen. «Daneben hat man aber kaum oder sehr widersprüchlich über unsere Zukunft kommuniziert», erklärte Schwab.
Der Verdruss auf der einen Seite mischte sich schliesslich mit der Lust auf einen Neuanfang: Fischer, Schwab, Kuratle, Rihs und Jurassica ziehen nun zusammen mit befreundeten Gastautorinnen und Gastautoren ein neues Projekt auf - und das ausserhalb von Tamedia. «Es herrscht Aufbruchsstimmung», so Schwab.
«Mit einem konzeptuellen Neustart soll die kritische Kulturberichterstattung gepflegt, die lokalen Szenen abgebildet und ein subjektiv-erzählerischer Sound kultiviert werden - und beleuchtet, was die vom Spardruck gebeutelten traditionellen Kulturredaktionen nicht mehr beleuchten können.»
Im klassischen Blog-Format sollen ab Februar 2019 drei- bis fünfmal wöchentlich die Stadt und ihr Kulturleben journalistisch und literarisch reflektiert werden. «Ergänzend dazu wird im Monatsrhythmus ein Schwerpunktthema diskutiert», sagte Mirko Schwab dem Klein Report.
Für den Neustart gehen die Autoren eine «freundschaftliche Verbindung» mit dem Berner «Untergrundprojekt» Radio Bollwerk ein. Schwab gab dem Klein Report Einblicke ins neue Format: «Die Gestaltung des Internetauftritts wird im Sinne einer schwesterlichen Identität an die visuelle Sprache von Radio Bollwerk angelehnt. Auch sonst möchten wir uns mit dem Projekt verflechten und uns gegenseitig den Rücken stärken. One Crew, one Love.»