Für einmal war SRF schneller: Während das ZDF und der ORF am Freitag noch die letzte Folge mit Jan-Gregor Kemp in der Titelrolle «Der Alte» brachten, war bei SRF am letzten Dienstag bereits die Premiere von Thomas Heinze als neuer starker Mann an der Spitze der Münchner Mordkommission zu sehen.
Heinze ist nicht nur jünger als Kemp, sondern auch sonst erfrischend anders. Und das ist gut so.
Zum sehr emotionalen Abschied von Jan-Gregor Kremp als Hauptkommissar Richard Voss gab es nochmals super Einschaltquoten für den Krimi-Dauerbrenner auf ZDF. 5,9 Millionen Menschen sahen den Abschied des 60-jährigen Schauspielers, was im Schnitt die stärkste Sehbeteiligung seit 2019 ist, wie dwdl.de am Samstag schrieb. Damit liegt die Messlatte für den Nachfolger von Kremp, dem Mimen Thomas Heinze, also ziemlich hoch.
Heinze hatte aber nicht nur quotenmässig einen guten Einstand. Thomas Heinze als Hauptkommissar Caspar Bergmann, das passt. Er ist mit 59 Jahren nur knapp jünger als sein Vorgänger, aber er geht die Rolle auch ganz anders an als Kremp. Witzig ist, dass es Jan-Gregor Kemp war, der nach zehn Jahren in dieser Rolle Lust auf Neues hatte und Thomas Heinze als seinen Nachfolger vorschlug. Und nach einem Casting mit verschiedenen Schauspielern fiel die Wahl des Sendungsverantwortlichen schliesslich auf Thomas Heinze.
Den 59-Jährigen muss man dem TV-Publikum nicht mehr näher vorstellen: Denn gleich mit einer seiner ersten Hauptrolle als völlig überdrehter, masslos eitler Super-Macho Tom Blattner 1991 in «Allein unter Frauen» (Regie: Sönke Wortmann) spielte er sich auf Anhieb in eine Reihe mit Deutschlands Schauspieler-Elite wie Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Ken Duken oder Benjamin Sadler.
Und darum kann man dem ZDF zu dieser Besetzung nur gratulieren.
Denn der charismatische Schauspieler kommt sowohl bei Männern als auch Frauen bestens an. Männer bewundern seine Lässigkeit und die Frauen mögen seinen unverwechselbaren Charme. Und Heinze macht eigentlich immer eine gute Rolle. Auch in einer seiner letzten Rollen als heillos überforderter Staatsanwalt Gustav Engler an der Seite von Marie Millowitsch in «Marie Brand.»
Und nun also «Der Alte». Thomas Heinze wird der neuen Rolle auch seinen Stempel aufdrücken, davon sind Krimifans überzeugt.
Wie umschreibt Heinze seine neue, tragende Rolle als Hauptkommissar? «Bergmann hat eine traurige Vorgeschichte, da er seine Frau verloren hat und er über deren Tod noch nicht hinweg ist. Er zieht von Hamburg nach München, wo seine alleinerziehende Tochter als Ärztin arbeitet und Unterstützung für ihr Kind gebrauchen kann. Er hat mit dem Tod seiner Frau noch nicht abgeschlossen, weshalb er ein bisschen zurückgezogen und menschlich nicht leicht zugänglich ist», so der 59-Jährige in einem Interview mit fernsehserien.de: «Er ist jemand, der noch viel Zeit für sich braucht. Nach einem abgeschlossenen Fall geht er deshalb auch nicht mit dem Team einen trinken, sondern geht lieber noch ein bisschen im Freien laufen.»
So zugeknöpft sich der neue Chef bei der Münchner Mordkommission zunächst gibt, so resolut zeigt er sich bei der Arbeit. Ganz nach dem Motto: Verbrechen haben auch bei mir keine Chance. Und so wird er künftig mit seinen Kolleginnen Stephanie Stumph, Julia Lulu Zhao und Sidonie von Krosigk in München und Umgebung auf Mörderjagd gehen.
Doch noch einmal zurück zu Jan-Gregor Kemp, der sich jetzt, nach zehn Jahren im Amt, auf neue Aufgaben freut. Thomas Heinze kann sich nicht vorstellen, dass er die Figur des Caspar Bergmann auch zehn Jahre lang spielen wird. «Wir haben uns darauf geeinigt, das jetzt erst mal drei Jahre zu machen, und danach kann es weitergehen, wenn es gut läuft», so der Sohn eines US-Amerikaners in einem Interview mit dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland.»
Und so fragt sich der TV-Zuschauer nun, ob Thomas Heinze auch noch 2027 in seiner Figur als Caspar Bergmann zu sehen sein wird. Denn dann feiert «Der Alte» seinen 50. Geburtstag. Die Schauspieler, angefangen beim herrlich altmodischen Siegfried Lowitz und Rolf Schimpf, haben es immer geschafft, der Figur ihren ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Wetten, dass dies auch Thomas Heinze gelingen wird.
