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Donnerstag
10.11.2016

Medien / Publizistik

Die Trophäen des Deutschen Reporterpreises

Die Trophäen des Deutschen Reporterpreises

Die Nominationen für den Deutschen Reporterpreis 2016 stehen fest: 91 Reportagen haben die Vorjuroren in elf Kategorien aus den 1'473 eingereichten Arbeiten ausgewählt, wie das Reporter Forum am Mittwoch bekannt gab. Tamedia präsentierte am Mittwoch ihre sechs «Magazin»-Kandidaten.

«Im Keller» von Clara Klein (Pseudonym) ist nominiert für die «Beste Lokalreportage». Die «Magazin»-Autorin schreibt, wie sie im Keller des Mietshauses, in dem sie seit Jahren lebt, auf merkwürdige Besucher stiess. Wie sich herausstellte, wohnen sie dort. Ganze Familien, eingepfercht in winzige Kellerabteile mit Schimmel an den Wänden, führen ein Leben im Zürcher Souterrain, weil sie ohne Papiere, Wohn- und Arbeitserlaubnis oben, im Licht, nicht sein dürfen. 1'100 Franken zahlen sie für ein Kellerloch. Und sind auch noch dankbar dafür, dass sie dort bleiben dürfen.

In der Kategorie «Bestes Interview» ist das Stück «438 Tage Seenot» von Jan Christoph Wiechmann nominiert worden. Wiechmann intervierte Salvador Alvarenga, der nach einem Sturm vor der mexikanischen Costa Azul in einem Fischerboot über den Pazifik trieb. Er ass rohe Fische, Vögel, seine Fussnägel. Nie wieder, so Alvarenga im Interview, will er ein Boot betreten. 

Ebenfalls als «Bestes Interview» nominiert ist das Gespräch von Jan Christoph Wiechmann mit Mike, Deckname Zeus. Zeus, Ende Zwanzig, verheiratet und Vater eines achtjährigen Sohnes, war von Beruf Mörder. Als Killer in einer Strassengang in San Salvador hat er 26 Menschen eigenhändig getötet und weitere 130 Morde in Auftrag gegeben. Durch einen Deal mit der Staatsanwaltschaft lebt er auf freiem Fuss. Im «Interview mit einer Bestie» mit «Magazin»- und «Stern»-Autor Wiechmann antwortet er auf die Frage, ob das gerecht ist: «Ich finde schon.»

«Schwarz-Tot-Gold» von Christian Gesellmann, ist nominiert als «Bester Essay». Der «Magazin»-Autor schildert in einem persönlichen Essay seine Jugend im sächsischen Zwickau, heute eine Hochburg von Neonazis und Pegida-Anhängern. Gesellmann schreibt, er sei gerade aufs Gymnasium gekommen, als Deutschland die Fussball-Weltmeisterschaft gewann - und seine Nachbarn Adolf Hitler feierten.

In der Kategorie «Beste Reportage» wurden «Marha und Linda» von Erwin Koch und «438 Zeilen aus der Hölle» von Jan Christoph Wiechmann nominiert. Erwin Koch schreibt in seiner Reportage über zwei in der Schweiz integrierte Mädchen aus Tschetschenien, die abgeschoben werden. Jan Christoph Wiechmann fesselte die Leser mit einem Bericht aus El Salvador, dem gefährlichsten Land der Welt.

Der Deutsche Reporterpreis 2016 wird am 5. Dezember vergeben.