Diese Frage stellt SRG-Chef Gilles Marchand vor grosse Schwierigkeiten. Gemäss einem Bericht in der «NZZ am Sonntag» haben er und der SRG-Verwaltungsrat demnächst darüber zu befinden, ob Rudolf Matter weiter das Schweizer Radio und Fernsehen führen darf.
An einer Mitarbeiterveranstaltung informierte Ruedi Matter, dass er über das Pensionsalter hinaus Direktor von Schweizer Radio und Fernsehen bleiben will. Matter wird im Herbst 65. Um diesen Wunsch zu verwirklichen, ist der SRF-Direktor jedoch auf die Zustimmung des SRG-Verwaltungsrats angewiesen: Nur mit seiner Zustimmung ist eine Verlängerung bis zum 70. Altersjahr möglich. Klein-Report-Leser erinnern sich: Bei seinem Amtsantritt spedierte Matter, geboren am 24. Oktober 1953, seinen damaligen Widersacher Ueli Haldimann, geboren am 17. August 1953, mit der Begründung des hohen Alters aus dem Weg.
In der Sache Matter teilte der Präsident der SRG Deutschschweiz, Andreas Schefer, mit: «In Absprache mit dem Generaldirektor der SRG gehe der Regionalvorstand der SRG Deutschschweiz den Prozess der Nachfolge Ruedi Matters an», zitiert die «NZZ am Sonntag» Schefer.
Hier liegt aber der Haken: SRG-Direktor Gilles Marchand muss der Verlängerung von Matters Amtszeit zustimmen. «Die Signale, die man bei der SRG vernimmt, sind aber mehrheitlich negativ», so die «NZZ am Sonntag».
Die Zeitung berichtet, dass Marchand und Matter in der Geschäftsleitung der SRG einen korrekten, wenn auch eher distanzierten Umgang pflegen. Marchand findet, dass es an der Zeit wäre für einen Neuanfang beim Schweizer Radio und Fernsehen: Eine jüngere Person soll das SRF-Ruder übernehmen.
Matter hingegen möchte sowohl das Projekt des neuen Newsrooms am Zürcher Leutschenbach als auch das Projekt um das neue Radiostudio am Basler Bahnhof zu Ende führen.
Matter muss sich gefallen lassen, dass er gemäss einem anonymen Mitarbeiter «sich im Umgang mit Mitarbeitern überheblich und herablassend verhalte». «Matter sei ein Chef der Mitarbeiter nicht möge, die ihm kritische Fragen stellten. Ausserdem sei er im Aussenauftritt nicht geeignet, Sympathien für Schweizer Radio und Fernsehen zu wecken», so die Zeitung weiter. Angestellte werfen ihm «übertriebenen Argwohn in den persönlichen Kontakten und mangelnde Kritikfähigkeit vor.»
Mit Marius Born und Moderator Roman Kilchsperger haben gerade eben zwei weitere Mitarbeitende das Haus verlassen. Kilchsperger hat zum Konkurrenzsender Teleclub gewechselt.
Als Nachfolge für Matter kommen gemäss der «NZZamSonntag» unter anderen zwei Frauen in Frage: Nathalie Wappler und Ladina Heimgartner. Wappler war Kulturchefin von Radio und Fernsehen, bevor sie im November 2016 als Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks nach Halle wechselte. Sie hat wie Matter aber das Problem, dass sie nicht sehr kommunikativ ist. Heimgartner ist 37, führt seit 2014 Radio und Fernsehen der rätoromanischen Schweiz und vertrat den Sender an öffentlichen Auftritten im Abstimmungskampf um die Initiative «No Billag».
Wenig Chancen räumt die «NZZ am Sonntag» der Kandidatur von Hansruedi Schoch ein: «Er ist Matters Stellvertreter, Leiter der Abteilung Programme – und wird von einem Teil der Belegschaft ähnlich kritisch beurteilt wie Matter.»
Es sei zu erwarten, dass Gilles Marchand die Personalfrage behutsam angehe. «Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass er Matter nicht vor den Kopf stossen wolle. Gleichzeitig sei klar, dass sich der Romand einen anderen Führungsstil bei SRF wünsche – und einen Chef, der bei Auftritten ankomme beim Publikum.»