Immer wieder ist die Rede von der «grossen Zeit» des Zürcher Schauspielhauses, als die Bühne am Pfauen Exil bieten konnte für Theaterleute, die vor den Nazis flüchten mussten. Bertold Brecht und Therese Giese waren damals in Zürich zu sehen.
So wurde das Schauspielhaus zu einem Zentrum des kulturellen Widerstands gegen den Faschismus in Europa. Nach dem Krieg etablierte sich das Theater mit Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt sowie modernen amerikanischen Autoren. «Vergessen ging, dass dies einem deutschen Juden zu verdanken ist: Kurt Hirschfeld.»
Das schreibt der Zürcher Filmemacher Samir zu seinem neuen Projekt mit dem Titel «Unbekannter Bekannter».
Es sei erstaunlich, dass über einen Menschen, der «30 Jahre lang das Theater und damit das Kulturleben Zürichs massgebend mitgestaltet hat, weder ein Film realisiert noch ein Buch herausgegeben worden ist», meinen Samir und sein Team und versprechen: «Dies wollen wir ändern!»
Das Schweizer Fernsehen sowie das Bundesamt für Kultur in Bern sehen das auch so und haben das Filmvorhaben unterstützt. «Unverständlicherweise hat ausgerechnet die Zürcher Filmstiftung diesem nicht nur für Zürich bedeutenden Filmprojekt keine Förderung zugesprochen», zeigt sich Samir allerdings enttäuscht.
Doch man wollte so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben, sondern «mithilfe von Rückstellungen bei unseren Honoraren und einem schlanken Budget» die fehlenden 30 Prozent der Finanzierung zusammenbringen und den Film fertigstellen.
Zu diesem Zweck haben die Zürcher Dschoint Ventschr Filmproduktion und das Team mit Stina Werenfels als Regisseurin sowie den Autoren Samir und Felix Schneider auf die Hilfe von Crowdfunding gesetzt. Bei Wemakeit haben inzwischen 116 Unterstützende zusammen 48'760 Franken einbezahlt. Damit wurden bis zum erfolgreichen Abschluss des Projekts am 21. Februar 121 Prozent des anvisierten Zieles erreicht.
Unter den kulturellen «Micro-Investoren» finden sich der Regisseur Stefan Haupt («Zwingli»), die Dokfilmerin Sabine Gisiger, Natascha Beller («Die fruchtbaren Jahre sind vorbei»), die 2019 für einen Emmy nominierte Regisseurin Lisa Brühlmann sowie unter vielen anderen auch die Erbengemeinschaft Fueter-Blanc, wie sich auf der Plattform von Wemakeit einsehen lässt.
Im Film eine wichtige Rolle spielen wird auch Kurt Hirschfelds Tochter Ruth Hirschfeld, die heute das Casting bei vielen Schweizer Filmen verantwortet, sowie die Schauspielerin Nurit Hirschfeld, die im Film nach den Spuren ihres Grossvaters suchen will.