Content:

Donnerstag
02.03.2023

TV / Radio

An seiner Nachfolge scheiden sich die Geister: Der prominent platzierte Sendeplatz von «Deville» am Sonntagabend soll wieder männlich besetzt werden. (Bild Screenshot SRF)

An seiner Nachfolge scheiden sich die Geister: Der prominent platzierte Sendeplatz von «Deville» am Sonntagabend soll wieder männlich besetzt werden. (Bild Screenshot SRF)

Patti Basler und Lara Stoll haben am Wochenende mit einem offenen Brief gegen die fehlende Diversität im SRF-Comedy-Angebot und mangelnde Transparenz bei der Entwicklung neuer Satire-Formate protestiert.  

Ganz konkret bemängelten die Comediennes, dass bei der Auswahl der künftigen Formate und Köpfe für den Sendeplatz am Sonntagabend keine Frauen gecastet wurden. Es geht um die Nachfolge des im Programm prominent platzierten Comedy-Formats «Deville» auf SRF1.

Am Mittwoch gab es nun ein Treffen zwischen SRF-Verantwortlichen und verschiedenen Comediennes und Comedians.

«Der Entscheid für die Nachfolge von Formaten wird bei SRF von einem breit abgestützten und divers besetzten Gremium gefällt», nahm der Sender am späten Mittwochnachmittag zu dem Treffen Stellung.

Eine wichtige Rolle im Entwicklungsprozess für das Comedy-Angebot hätten neben der fachlichen Einschätzung von Redaktions-, Distributions- und Produktionsseite auch zwei von SRF in Auftrag gegebene, repräsentative Studien bei an Comedy und Satire interessierten Personen in der Deutschschweiz gespielt.

«Der Sonntagabend ist das Schaufenster für unser Comedy-Programm. Es ist unser Ziel, auf diesem Sendeplatz möglichst viele Menschen anzusprechen. Dementsprechend ist die Bekanntheit der Persönlichkeiten ein relevantes Auswahlkriterium. Zu keinem Zeitpunkt im Prozess gab es Vorgaben zum Geschlecht möglicher Hosts. Vielmehr haben wir in den Studien beim potenziellen Publikum nachgefragt, welche Comediennes und Comedians sie sich am besten als Host am Sonntagabend vorstellen können. Dieser Umstand hat nichts mit der hohen Qualität und Anzahl an Comedyfrauen in der Schweiz zu tun. Aber diese Resultate spielten bei der Entwicklung eine entscheidende Rolle», schreibt Laura Köppen, Abteilungsleiterin Audience von SRF und Mitglied im Diversity Board der SRG, zum Prozedere.

Ihr Kollege Reto Peritz, der die Abteilung Unterhaltung leitet, spricht davon, dass es auf einem einzelnen Sendeplatz «nicht möglich» sei, «die Comedy-Szene in ihrer ganzen Vielfalt sichtbar zu machen».

Über das gesamte Angebot in Radio, TV und Online hinweg gebe es bei SRF «fast 20 Formate aus Comedy und Satire». Doch das nützt wenig, wenn es um die Comedy-Primetime am Sonntagabend geht.

Hier siganlisiert SRF nun Kompromissbereitschaft: «Um die Vielfalt der Comedy-Szene auch auf dem publikumsträchtigen Sendeplatz am Sonntagabend auf SRF 1 besser abzubilden, prüft die Redaktion, inwiefern an den nicht von der regelmässigen Comedy-Sendung besetzten Sendetagen ab sofort mehr Diversität möglich ist.»

Auch sollen die Inhalte über die Online-Kanäle von SRF Comedy vielfältiger werden.

Um der Szene gegenüber mehr Transparenz zu schaffen, hat die Comedy-Redaktion zudem einen regelmässigen Austausch mit der Comedy-Szene angeregt.

Mit der Aktion «Chance 50:50» arbeitet SRF seit mehreren Jahren an mehr Sichtbarkeit von Frauen in Radio und TV. Diversity-Beauftragte Laura Köppen findet, dass Quotenvorgaben keine Lösung sind: «Mit ‚Chance 50:50‘ können wir uns im Alltag selbst den Spiegel vorhalten, wie es um unsere Diversity-Bemühungen aussieht. Nicht überall sind wir schon an unserem Ziel angekommen. Das Projekt setzt einen Kulturwandel in Gang, der Zeit braucht. Fakt ist, dass unsere Sendungen auch gesellschaftliche Strukturen abbilden.»

In der Comedyszene seien Frauen heute noch weniger bekannt als ihre männlichen Pendants, so Köppen weiter. Dass in der Endauswahl für ein so wichtiges Format ausschliesslich Männer stünden, sei sicher auch nicht «unsere Wunschvorstellung»: «Unser Ziel bleibt, die Vielfalt der Comedyszene perspektivisch auch am prominenten Sendeplatz am Sonntagabend sichtbar zu machen.»