Content:

Mittwoch
02.02.2022

Medien / Publizistik

Die Medienstelle des Kantonsspitals St. Gallen reagierte erst fünf Tage, nachdem die «SonntagsZeitung» versuchte hatte, mit Chefarzt Pietro Vernazza Kontakt aufzunehmen. (Bild © Tamedia)

Die Medienstelle des Kantonsspitals St. Gallen reagierte erst fünf Tage, nachdem die «SonntagsZeitung» versuchte hatte, mit Chefarzt Pietro Vernazza Kontakt aufzunehmen. (Bild © Tamedia)

Schlappe für den St. Galler Chefarzt Pietro Vernazza: Der Schweizer Presserat hat eine Beschwerde gegen die «SonntagsZeitung» (SoZ) in Bausch und Bogen abgewiesen. 

Streitpunkt war die «Chronik einer tödlichen Verharmlosung», ein Artikel, der am 24. Januar 2021 in der Tamedia-Zeitung erschienen war. 

Drei Beschwerdeführer hatten kritisiert, dass die «SonntagsZeitung» in dem Stück wichtige Informationen unterschlagen habe. Vor allem habe das Blatt den St. Galler Chefarzt Pietro Vernazza «mehr oder weniger direkt für den Tod von Hunderten Corona-Opfern verantwortlich» gemacht, wie aus der am Dienstag vom Presserat veröffentlichten Stellungnahme hervorgeht.

Die «SonntagsZeitung» habe zwar den Chefarzt kontaktiert, doch seien die im Artikel erhobenen Vorwürfe «nicht präzise benannt» worden. Zudem sei dem Chefarzt zu wenig Zeit eingeräumt worden, um Stellung zu nehmen.

Anders sieht es der Presserat. Alle fünf im Artikel zitierten Äusserungen sowie sechs weitere seien dem Chefarzt vorgelegt worden. Die «SonntagsZeitung» habe gegenüber dem Arzt auch offengelegt, der Artikel werde die Übersterblichkeit im Kanton St. Gallen beleuchten.

«Zudem erheben die Autoren weder direkt noch indirekt den Vorwurf, dass Vernazza für den Tod von Menschen verantwortlich sei, sondern es wird impliziert, dass er die Massnahmenpolitik in St. Gallen, die sich wesentlich von jener Basels unterschied, mitbeeinflusst haben könnte. Die SoZ hielt aber klar fest, die Gründe für die hohe Übersterblichkeit lägen nicht ausschliesslich in der unterschiedlichen Massnahmenpolitik», schreibt der Presserat. Insofern gehe die Argumentation der Beschwerdeführer ins Leere.

Und in Zeitnot für die Stellungnahme ist der Chefarzt auch nicht geraten, zumindest nicht durch das Timing der Redaktion. Es stockte andernorts. So reagierte die Medienstelle des Kantonsspitals St. Gallen gemäss Presserat erst fünf Tage, nachdem die «SonntagsZeitung» versucht hatte, mit Vernazza Kontakt aufzunehmen – um schlussendlich der Zeitung im Namen des Chefarztes mitzuteilen, dieser verzichte auf eine Stellungnahme.