Die Wikipedia-Betreiberin will als Beobachterin in der UN-Organisation für geistiges Eigentum akkreditiert werden. Einmal mehr hat sich China quergestellt.
Noch bis Freitag tagt die Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo) an ihrem Hauptsitz in Genf. Dabei hat China erneut einen Antrag der Wikimedia Foundation auf Beobachterstatus bei der Wipo blockiert, wie die Pressesprecherin von Wikimedia CH, Kerstin Sonnekalb, am Mittwoch dem Klein Report schrieb.
Es ist dies bereits die zweite Obstruktion aus Fernost. Im September 2020 war bereits ein erster Antrag der Wikipedia-Betreiberin an der Blockadehaltung Chinas gescheitert.
Als Begründung stellte China an der Tagung in der Rhonestadt die Behauptung auf, dass Wikimedia in Taiwan Desinformation verbreite.
«Abgesehen davon, was der Vertreter Chinas in seinem Statement gesagt hat, kann ich nur über die Gründe für die ablehnende Haltung spekulieren», sagte Justus Dreyling auf Nachfrage des Klein Report. Dreyling ist Projektmanager bei Wikimedia DE und zuständig für die internationale Regelsetzung.
Offiziell unterstelle China der Wikimedia Foundation, sie gefährde die territoriale Integrität Chinas und stelle das Ein-China-Prinzip infrage, so Dreyerling weiter. «Natürlich ist es aber möglich, dass die Ablehnung auch mit der Tatsache zusammenhängt, dass die Wikimedia Foundation die Betreiberin der Wikipedia, also der grössten freien Online-Enzyklopädie ist».
China blockiert gemäss Justus Dreyerling bereits seit einiger Zeit alle Sprachversionen von Wikipedia. «Auch steht eine festlandchinesische Gruppe von Wikiepdia-User im Verdacht, andere Wikipedianer ausspioniert und eine Übernahme der chinesischsprachigen Wikipedia vorbereitet zu haben. Erst kürzlich hatte die Wikimedia Foundation daher sieben dieser User gesperrt und zwölf weiteren den Administratorenstatus entzogen.»
China ist der einzige Staat, der sich in Genf explizit für eine Ablehnung der Foundation ausgesprochen hat. «Russland, Iran und Pakistan haben sich aus formalen Erwägungen gegen eine Entscheidung ausgesprochen. Diese Staaten forderten in ihren Stellungnahmen, dass das Konsensprinzip eingehalten werden müsse», sagt Dreyerling weiter zum Klein Report.
Die Wipo ist die Sonderorganisation der Vereinten Nationen, in der internationale Verträge zum Marken-, Patent- und Urheberrecht ausgehandelt werden. Die Regeln, die von der Wipo beschlossen werden, haben Einfluss darauf, welches Wissen im Web frei geteilt werden kann.
Und somit darauf, was man auf Wikipedia nachschlagen kann und was nicht.