Mit einer Fake-News-Kampagne sorgt die Tamedia-Zeitung «BZ Berner Oberländer» zurzeit auf Twitter für Wirbel: Wer auf die Tweets klickt, landet auf einer Vermarktungsseite, wo der eigene «Qualitätsjournalismus» von den reisserischen Schlagzeilen abgehoben wird. Das finden nicht alle lustig.
«Blocher kauft Meyer Burger», «Uber übernimmt Postauto im Berner Oberland», oder «FC Thun soll mit YB fusionieren»: Solch starken Tobak verbreitet der Account von bernerzeitung.ch derzeit via Twitter. Im Kleingedruckten unter den Bild-Tweets wird suggestiv gefragt: «Schlagzeilen reichen Ihnen nicht?».
Wer auf die Tweets klickt, landet auf der Vermarktungswebsite guterjournalismus.berneroberlaender.ch. Hier wird dem soliden Journalismus das Wort geredet: «Gefälschte Nachrichten: Gezielte Desinformation kann Schaden anrichten. Vertrauen Sie Ihrem regionalen Nachrichtenpartner.» Und im nächsten Atemzug werden die Apps von «BZ Berner Oberländer» und «BZ Thuner Tagblatt» feilgeboten.
Dass eine Zeitung, die für sich Qualitätsjournalismus beansprucht, mit solchen starken Stücken auf sich aufmerksam macht, sorgt nicht nur für Zuspruch: «Vielleicht habe ich ja keinen Humor, aber praktisch in jedem Tweet dieser Kampagne Jobverlust-Ängste zu wecken, finde ich irgendwie widerlich. Gerade Journalisten sollten das doch besser wissen…», sagte ein Twitter-User am Freitag gegenüber dem Klein Report. Vielleicht zeige die Kampagne, wie «verzweifelt» man bei den Tamedia-Zeitungen im Kanton Bern inzwischen sei.
Und auf das Fusions-Fake von YB und FC Thun erboste sich ein Twitter-User: «Euchi Werbungen si eifach e Schand!» Ein anderer retweetete nüchtern: «Schockt uns Exil-Thuner bitte nicht mit solchen Fake News. Faktencheck ist hier vormittags nicht möglich, da die Tamedia-Zeitungen aus dem Bernbiet in Zürich nicht per Frühzustellung verteilt werden.»