Aufschrei in der Redaktion der «bz Basel» - der Zeitung für die Region Basel: Es ist von einem «ungeheuerlichen Vorgang» die Rede.
Die Sportredaktorin Céline Feller hat Artikel geschrieben, mit denen der FC Basel (FCB) nicht einverstanden war, deshalb darf sie ab sofort keine Einzelinterviews mehr führen.
Für den Chefredaktor der «bz Basel», Patrick Marcolli, ist diese Massnahme ein «Skandal». Am späten Donnerstagnachmittag reagierte der FC Basel mit einer Stellungnahme auf seiner Website: Der Club habe kein Interesse an einem medialen Ping-Pong.
Grund für die Massnahme des FC Basel sei, so Patrick Marcolli, dass die Arbeit von Céline Feller dem FCB nicht mehr «genehm» sei. «Die Medienabteilung gab ihr in einem persönlichen Gespräch im Joggeli gleich auch mit auf den Weg, dass es der Entscheid der Medienchefs gewesen sei und nicht des Verwaltungsrats.»
Nach einem Zögern hat die Zeitung entschieden, den Vorgang öffentlich zu machen, obwohl die Mitglieder der Sportredaktion, weil sie tagtäglich mit dem Club, den Spielern und der Führung zu tun haben, auf einigermassen gute Arbeitsbedingungen angewiesen sind.
«Die betroffene Kollegin hat, um ein Beispiel zu nennen, das ihr nun vorgeworfen wird, in einem längeren Artikel offengelegt, wie verletzt der Verteidiger Michael Lang gewesen ist. Nicht physisch verletzt, sondern mental – weil er sich von seinem Herzensverein in seiner letzten Saison ungerecht behandelt fühlte», führt der Chefredaktor weiter aus.
«Wer diesen Text las, dem wurde klar, wie kalt dieses Business ist und wie kalt auch dieser Verein, der doch quer durch alle Gesellschaftsschichten über eine heissblütige Anhängerschaft verfügt.»
«Selbstverständlich kann ein solcher Text der Vereinsführung nicht passen», schreibt die «bz Basel» weiter und geht mit dem Verein noch härter ins Gericht: «Es hat etwas Sektiererisches, wenn die Vereinsleitung ein abtrünniges Mitglied des erweiterten Arbeitsumfelds mit einem Boykott bestraft.»
Der Artikel schliesst mit der Forderung an den FC Basel, dass der FCB im eigenen Interesse anerkennen sollte, wie wichtig kompetente Sportjournalistinnen und -journalisten für ihn langfristig sind. «Einen Boykott zu erlassen ist ebenso lächerlich wie kontraproduktiv.»
Beim FC Basel ist dieser Artikel gar nicht gut angekommen, am späten Donnerstagnachmittag informiert er auf seiner Webseite: Da die Darstellung der Situation sehr einseitig sei, nehme der FC Basel Stellung, zudem hätte der Club der «bz Basel» davon abgeraten, die Angelegenheit öffentlich auszutragen und der Club hätte drauf hingewiesen, dass er kein Interesse an einem medialen Ping-Pong hat.
«Die Kommunikations- und Medienabteilung hat der ‚bz Basel‘-Journalistin Céline Feller Ende Juli in einem kollegialen Gespräch auf der FCB-Geschäftsstelle erklärt, weshalb sie ihr bis auf Weiteres den Service von 1:1-Interviews mit FCB-Exponent:innen nicht mehr bieten möchte. Alle anderen ‚Zugänge‘ zum FCB waren stets offen: Spiele, Gespräche mit Exponent:innen nach den Partien, Medienkonferenzen, Kontakt zur FCB-Kommunikationsabteilung für diverse Alltagsauskünfte etc. Von einem Boykott kann also sowieso nicht die Rede sein», schreibt der FC Basel im ersten Abschnitt und legt seine Sichtweise der Situation dar.
«Der FCB hat nicht im Geringsten etwas gegen kritischen, sachlichen Journalismus – im Gegenteil. Die Beweggründe für unsere Massnahme waren, kurz zusammengefasst, aus unserer Sicht journalistische Verfehlungen und regelmässig unsachliche/unfaire Berichterstattung – insbesondere in den letzten Monaten (z. B. der implizite Vorwurf der Lüge an die FCB-Clubführung und sportliche Leitung im Fall Michael Lang)», heisst es weiter in der Stellungnahme des Fussballclubs.
Und er fährt nun mit schwerem Geschütz auf: «Auch eine BZ/FCB-Aussprache, an der auch die Chefredaktion von CH Media teilnahm, konnte die Situation nicht nachhaltig verbessern.»
Chefredaktor Patrick Marcolli habe nun in einem Telefonat am Mittwochabend mit einem Ultimatum bis am Donnerstagmorgen zur Aufhebung der Massnahme gedroht, ansonsten werde die «bz Basel» die Angelegenheit öffentlich thematisieren, steht weiter auf der Website des FCB. «Das im Gespräch mit Céline Feller von uns angestrebte, beidseitige Entgegenkommen war für die ‚bz Basel‘ offenbar keine Option.»
Endgültig zur Eskalation kam es gemäss dem FC Basel am Donnerstagmorgen: «Da der FCB aber auf keinen Fall ein öffentliches Ping-Pong zu dieser Angelegenheit wollte, kamen wir der ‚bz Basel‘ entgegen und hoben die Massnahme der eingeschränkten Dienstleistung wieder auf. Über diesen Entscheid informierten wir Patrick Marcolli heute Donnerstagmorgen per WhatsApp und kurz darauf auch via ausführliche E-Mail. Etwa gleichzeitig ging aber der Artikel des Chefredaktors in der ‚bz Basel‘ online – ohne letzte Vorwarnung oder finale Rückfrage bei uns oder dergleichen.»
«Die kurzfristige Androhung und die Publikation der Angelegenheit sowie die sehr einseitige Handhabung der Sache seitens der ‚bz Basel‘ befremdet den FC Basel 1893 sehr und ist nicht die Art und Weise der Zusammenarbeit, wie wir sie uns vorstellen», schliesst der FC Basel seine Stellungnahme.
Ob nun wieder Ruhe einkehrt am Rheinknie, werden sich wohl viele fragen.