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Dienstag
14.05.2019

Medien / Publizistik

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Der freie Journalismus sei «weltweit in Gefahr», glaubt Philipp Welte, Vorstand des Medienkonzerns Hubert Burda Media. «Wir erleben das Ende der Bindungskraft vieler Werte, die uns unsere Eltern mit auf den Weg gegeben haben», sagte er zum Auftakt des European Publishing Congress am Montag in Wien.

Die Bedrohung der Pressefreiheit habe eine «erschreckende Dimension» angenommen, so Welte. Diese Aussage belegte er unter anderem mit einem Zitat des italienischen Innenministers Matteo Salvini, der Journalisten als «die schlimmste Brut» beschimpfte.

«Seit Jahrzehnten war die Aufgabe der vierten Gewalt nicht mehr so wichtig wie heute, aber auch nicht mehr so bedroht», mahnte der Vorstand Medienmarken National von Hubert Burda Media in seiner feurigen Rede zum Thema «Freiheit, die ich meine».

Als erhebliche Gefahr für die Pressefreiheit hat Welte unter anderem die US-Tech-Konzerne ausgemacht. «Konzerne wie Facebook lehnen Verantwortung kategorisch ab», monierte er. Dies öffne die Tür für die Manipulation der Massen durch gezielte Verbreitung von Falschnachrichten, weshalb wiederum die Aggression gegen journalistische Medien befeuert werde.

Hinzu komme die fundamentale wirtschaftliche Bedrohung, ebenfalls bedingt durch den Siegeszug der Tech-Giganten: «Gigakonzerne nutzen unsere Inhalte für ihre eigenen Geschäftsmodelle. Sie verfolgen eine ungezügelte, hegemoniale Strategie. Wir alle sind Zwerge im Kampf um Ressourcen mit den Giganten. Überleben ist keine Selbstverständlichkeit mehr!»

Als Hoffnungsschimmer am Horizont sieht Philipp Welte die Urheberrechtsreform, die im April von den Mitgliedstaaten der EU angenommen worden war. «Dadurch, dass wir die Hoheit über die Monetarisierung unserer digitalen Inhalte erhalten, wird eine faire Verteilung der Erlöse überhaupt erst möglich.»

Mit Blick auf die Europawahl in zwei Wochen appellierte Welte: «Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen. Der Kampf um die Freiheit hat wieder begonnen.» Denn nur eine freie Presse sichere die Stabilität der Demokratie. «Der Tag, an dem wir aufhören, für die Freiheit zu kämpfen, ist der Tag, an dem die Freiheit stirbt», schloss er seinen emotionalen Vortrag.