Kaum ein Schweizer Medientitel verfolgt seine Digitalstrategie so rasant und entschlossen wie der «Blick». Die gedruckte Zeitung steht aber zunehmend unter Druck: Neben den Anzeigenkunden kehren auch immer mehr Leserinnen und Leser dem «Blick» den Rücken. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
«Aktuell ist die Onlinereichweite auf Blick.ch mehr als doppelt so hoch wie jene der gedruckten Ausgabe», analysierte Ringier-Sprecherin Alina Bolz für den Klein Report die Entwicklung der digitalen Plattform.
Mit einem Anteil von 64 Prozent der gesamten Reichweite ist die Blick-Gruppe laut Bolz heute die Schweizer Medienmarke mit dem höchsten Digitalanteil.
Diese Zahlen sieht Ringier als Beleg dafür, dass die gewählte Strategie funktioniert. «Den digitalen Weg gehen wir konsequent mit Blick TV und mehr Videos, mit Reportern vor Ort, mit Einordnung und Analyse sowie mit starkem Engagement der 'Blick'-Leser», betonte die Mediensprecherin.
Vor lauter Digital-Enthusiasmus geraten die schwindenden Leser-Zahlen der Print-Titel von Ringier schon fast in Vergessenheit. Dabei ist die Entwicklung der letzten Jahre beunruhigend, sowohl beim «Blick» als auch beim «SonntagsBlick». Bei beiden Zeitungen zeigt der Trend klar und deutlich nach unten.
Im letzten Jahr hat der «Blick» gemäss den Erhebungen der Wemf (MACH Basic 2020-1) erneut 6,8 Prozent seiner Leserinnen und Leser verloren. Noch massiver war der Rückgang zuletzt beim «SonntagsBlick» mit einem Minus von 13,6 Prozent.
Einen Ausweg aus diesem Abwärtsstrudel hat Ringier bis dato nicht gefunden. Alina Bolz verwies darauf, dass es sich bei den Print-Einbrüchen um einen «langjährigen Markttrend» handle. Bei «Blick» und «SonntagsBlick» sei der Rückgang vor allem beim Kioskverkauf signifikant. «Beide Titel haben dort massiv hohe Auflagen, die Verkäufe am Kiosk schrumpfen aber zunehmend.»
Trotz allem versicherte Bolz auf Nachfrage des Klein Reports, dass die Bedeutung der Print-Produkte für Ringier nicht abgenommen habe. Der Bereich werde nicht vernachlässigt, heisst es, auch wenn der Fokus aktuell woanders liege: «Die Blick-Gruppe investiert viel in die Entwicklung des digitalen Angebots, weil sich dort entscheiden wird, welche publizistische Bedeutung die Marke in der Zukunft haben wird.»
Aus Sicht von Ringier geht die Rechnung auf: «Die Blick-Gruppe hat über die Jahre mehr Leserinnen und Leser digital gewonnen als im Print verloren», sagte Alina Bolz abschliessend.