Sex, Skandale und Skurriles: Ringier ist am Montagmorgen um 6 Uhr mit Blick TV live auf Sendung gegangen. Inhaltlich bleibt die Marke «Blick» ihrem Boulevardjournalismus treu und setzt auch beim Bewegtbild-Angebot auf fette, reisserische Schlagzeilen.
Knallgelbe, überdreht jubelnde Minions wurden zum Start von Blick TV im Hintergrund eingeblendet, als die Moderatoren Simone Stern und Reto Scherrer ihr Publikum aus dem Studio im Ringier Pressehaus in Zürich, im «schönsten Land der Welt», begrüssten, wie Scherrer befand.
365 Tage im Jahr, von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend, ist Blick TV ab sofort auf Sendung. Im Viertelstunden-Rhythmus werden über Blick.ch oder die Blick-App Inhalte für die Blick-Community ausgestrahlt. «Ringier hat den Mut, das Fernsehen zu erobern und fürs Internet neu zu erfinden», kündigte Jonas Projer, Chefredaktor von Blick TV, an.
Von dieser Neuerfindung ist zum Start des neuen Angebotes noch wenig zu sehen: Die Themenwahl von Blick TV ist quasi identisch mit derjenigen der Zeitung «Blick» oder auf der Website Blick.ch. Dazu passt, dass bei Blick TV immer wieder Ringier-Journalisten als «Experten» zugeschaltet werden. Zitiert wird beispielsweise auch die «Handelszeitung», die ebenfalls zu Ringier gehört.
Ebenso schrill wie die gelben Minions zu Beginn der Sendung springt Blick TV von Schlagzeile zu Schlagzeile: «Grönland schlägt Profit aus Klimawandel», heisst es beispielsweise. Dann folgt eine «schreckliche Szene aus Detroit»: Um ein Haar wäre ein Kind in einem Pool ertrunken. Nachrichten aus Sport oder Wirtschaft werden mit Skurrilem und Allerweltsmeldungen vermischt und animieren so dazu, die Überspulfunktion auszuprobieren.
Selbst die Meldung, dass das britische Königshaus über seine offizielle Website unbeabsichtigt eine chinesische Pornoseite verlinkt, findet bei Blick TV ihren Platz: «Genau wegen solcher Geschichten ist das Wort Kronjuwelen zweideutig», merkte Moderatorin Simone Stern an.
Und auch Spuren von Konzernjournalismus sind bei Blick TV erkennbar. Eine Meldung, wonach Elton John ein Konzert im neuseeländischen Auckland wegen einer Lungenentzündung abbrechen musste, wird elegant mit dem Hinweis verbunden, dass der Musiker im Oktober für ein Konzert ins Zürcher Hallenstadion kommen soll – die Tickets dieser Veranstaltung werden über das Ringier-Portal Ticketcorner verkauft.