Am 1. Juni startet die Romandie-Variante von blick.ch. Mit dem neuen Portal will die Blick-Gruppe die Vermarktung national aufstellen. Und das 20-köpfige Team in Lausanne soll als redaktionelles Labor dienen, um Neues im kleinen Rahmen zu testen.
Über das «Go West» der Blick-Gruppe sprach der Klein Report mit Michel Jeanneret. Der ehemalige Chefredaktor von Ringiers Wochenzeitschrift «L’illustré» wird die Redaktion des Romandie-Portals von blick.ch leiten.
Der Name «Blick» wird auch in der Romandie verwendet werden. Eine Umfrage hat laut Ringier ergeben, dass die Marke jenseits des Sensegrabens bereits etabliert sei. Dabei fühlt sich der Krachlaut «ck» auf der frankofonen Zunge mehr als sperrig an. Gab es keine Bedenken?
Michel Jeanneret: «Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, ob ‚Blic‘ oder ‚Blique’ besser wäre. Deshalb haben wir zusammen mit dem Link-Institut eine Umfrage durchgeführt. Das Resultat war eindeutig: ‚Blick’.»
Wer macht die Vermarktung in der Westschweiz?
Jeanneret: «Die Vermarktung in der Westschweiz erfolgt über Ringier Advertising. Ansprechpersonen sind Michael Rohner, Head of Sales Blick-Gruppe, und Anne-Sandrine Backes Klein, Head of Brand Sales Romandie.»
Welche Vorteile birgt das neue Romandie-Portal der Blick-Gruppe auf dem Werbemarkt?
Jeanneret: «Die Blick-Gruppe wird neu die Möglichkeit haben, nationale Kampagnen abzudecken. Das entsprechende Interesse der Werbetreibenden besteht bereits, und das Westschweizer Pendant zu blick.ch stösst im Werbemarkt auf positive Resonanz.»
In welchen Bereichen werden die deutschsprachige und die französischsprachige Redaktion von blick.ch zusammenarbeiten? Wie muss man sich die Kooperation zwischen Zürich und Lausanne konkret vorstellen?
Jeanneret: «Wenn in der Deutschschweiz etwas passiert, das auch für die Romandie wichtig ist, übernehmen und adaptieren wir den Artikel von unseren Kolleginnen und Kollegen in Zürich – und umgekehrt. Geplant ist, dass wir pro Tag etwa zwanzig Artikel übernehmen, übersetzen und anpassen. Storys, die in der Deutschschweiz vielleicht seit Wochen laufen, sind in der Romandie zuvor noch kein Thema gewesen. Hier werden wir unseren Leserinnen und Lesern die Vorgeschichte mitliefern.»
Die Welschschweizer Version von blick.ch soll der Blick-Gruppe «zusätzlich als Innovationshub» dienen, schrieb Ringier kürzlich. Wenn das stimmt, ist der Standort in Lausanne also nicht nur eine Kopie der Deutschschweizer Version, sondern auch ein Labor. Was ist anders in der Romandie? Woran soll dort laboriert werden?
Michel Jeanneret: «Die Redaktion baut auf einer neuartigen Struktur auf; weitere Infos hierzu folgen im Laufe dieses Monats. Sicher ist, dass wir mit ‚Blick’ in der Westschweiz zwei Besonderheiten aufweisen: Eine überschaubare Grösse (wir sind 20 Leute), die es der Blick-Gruppe ermöglicht, neue Ideen auf eine agile Art und Weise in einem übersichtlichen Umfeld zu testen. Und die Tatsache, dass wir durch unsere ausschliesslich digitale Ausrichtung ein Pure Player sind, was uns natürlich auch dazu bringen wird, neue digitale Erzählformen auszuprobieren.»
Wieso kommt der Griff nach Westen gerade jetzt? Wieso nicht schon vor fünf oder zehn Jahren?
Jeanneret: «Die Idee wurde immer wieder diskutiert, aber nie in Angriff genommen. Nach einem Treffen von Blick-Gruppe-Chefredaktor Christian Dorer und mir, damals war ich noch Chefredaktor von ‚L’illustré‘, hat die Idee aber so richtig Fahrt aufgenommen. Die Vermarktung war sofort begeistert mit im Boot, und so hat das Vorhaben Gestalt angenommen.»
Wann ist das Tessin dran?
Jeanneret: «Vielleicht kommt zuerst die rätoromanische Schweiz ...»
«Watson» startete Anfang März seinen neuen Romandie-Ableger, und auch Tamedia baut mit «20 Minuten» seine Präsenz in Lausanne stark aus. Genauso wie blick.ch buhlen sie vor allem um die Jungen und die Junggebliebenen. Ist die orchestrierte Westexpansion nicht ein Overkill für den ausgetrockneten Medienmarkt?
Jeanneret: «Für die Westschweiz ist es positiv, dass nach Jahren des medialen Niedergangs und der Sparrunden jetzt gleich mehrere neue Produkte entstehen. Die Westschweizerinnen und Westschweizer werden entscheiden, welche Angebote ihren Bedürfnissen entsprechen. Wir werden alles dafür tun, sie von ‚Blick’ zu überzeugen.»