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Sonntag
27.05.2018

TV / Radio

«Statistische Unruhe in den TV-Universen»

«Statistische Unruhe in den TV-Universen»

Ein gemischtes Zeugnis für die Mediapulse: Gute Noten gibt das Kontrollgremium den Radio-Nutzungszahlen. Beim TV-Messsystem läuft auch fünf Jahre nach dem Quotendesaster noch nicht alles rund – auch wenn die Daten inzwischen genügend zuverlässig sind.

Von einem «positiven Gesamtbild» spricht die Medienwissenschaftliche Kommission (MWK), die die Messung der TV- und Radio-Zahlen jährlich kontrolliert, mit Blick auf das Radio-Panel 2017. Trotz dem absehbaren Auslaufen des Messsystems Ende 2017 habe es Mediapulse bis zum Schluss geschafft, die Qualität zu halten, heisst es in dem am Freitag veröffentlichten Kontrollbericht.

Besonders zufrieden ist das Aufsichtsgremium damit, dass Mediapulse «verlässliche Vergleichsdaten für den Parallelbetrieb mit dem neuen System» liefern konnte. Umschifft werden konnte damit die Gefahr, dass sich das technische Umsatteln zu einem Datenloch auswächst.

Seit Anfang 2018 misst Mediapulse die Radionutzung mit dem neuen System «Explor Radio». Damit sei sie «auf besten Wegen, wieder ein aktualisiertes und gut getestetes Messsystem» am Laufen zu haben, so das erste Fazit des Kontrollgremiums nach gut vier Monaten Laufzeit.

Kritischer sieht die Kommission das TV-Panel. Das seit fünf Jahren laufende Messsystem war mit Sand im Getriebe gestartet. Das Kontrollgremium formuliert den Status quo 2017 positiv und spricht von «entscheidenden Fortschritten gegenüber dem ersten Bertriebsjahr». Zu verbessern gibt es allerdings noch einiges.

«Immer noch nicht befriedigend» ist zum Beispiel die Situation im Bereich Dokumentation. Die Risiken bei einem plötzlichen Ausfall von IT-Mitarbeitenden seien «zu hoch». Die methodische Doku müsse im Pflichtenheft stehen. «Dringlichkeit: hoch.» Die MWK werde diesen Schritt «assistieren».

Auch bei der TV-Dichte pro Haushalt gibt es Verbesserungsbedarf. Da die Messung der TV-Dichte mit einer Stichprobe erfolgt, kann das Panel hier ebenfalls mit Stichprobenfehlern behaftet sein. Die Kommission empfiehlt «nochmals und eindringlich, die heutige destabilisierende Methode aufzugeben und neu mit der einfacheren und methodisch stringenteren Differenzierung nach den fünf Haushaltsgrössen zu ersetzen».

Bei der Art, wie die Mediapulse die sogenannten «TV-Universen» rechnerisch bildet, betont die Kommission erneut, dass die Vergleiche der TV-Universumsdaten mit den allgemeinen Bevölkerungsdaten «eher Misstrauen als Vertrauen wecken». Die TV-Universen geben an, wie viele Personen in den einzelnen Zielgruppen mit TV-Werbung in der Schweiz erreicht werden können.

Die gesamte Berechnung der Universen müsse auf Herz und Niere geprüft werden, um die teils schon bekannten Schwachstellen auszumerzen. «Ob die beschlossenen Änderungen ab 2018 Ruhe in die Universen bringen können, wird sich leider erst mit den Universen 2019 zeigen. Dringlichkeit: sehr hoch.»

Auch bei der Stichprobenbildung und den Gewichtungsfaktoren hatte die Kommission den Meidiapulse-Statistikern ein paar Einzelheiten anzukreiden. 

Trotz all dieser Kritikpunkte im Einzelnen hält die Kommission die Daten der TV-Messung insgesamt für genügend zuverlässig. «Alle Voraussetzungen für die Publikation und Vermarktung der TV-Nutzungsdaten sind gegeben.»

Die Mediapulse AG erhebt die Daten zur Radio- und TV-Nutzung. Ihr Forschungsauftrag ist gesetzlich festgehalten. Die Mediapulse Stiftung kontrolliert die Mediapulse AG. Die 18 Mitglieder des Stiftungsrats wählt das Departement von Medienministerin Doris Leuthard. Sie vertreten die SRG, die privaten Sender und die Werbeauftraggeber.