Bei Ringier erodiert alles: Die internen Machtkämpfe erreichen mit der Auszeit von Christian Dorer nun einen neuen Höhepunkt: «Das Management der Ringier-Gruppe hat in Übereinstimmung mit dem Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, entschieden, dass Christian Dorer ab kommendem Montag, 13. März, für die Dauer von sechs Monaten eine Auszeit nimmt.»
Es gebe «Hinweise und Meldungen, dass Christian Dorer gegen den Code of Conduct der Ringier AG verstossen haben soll», schreibt der tief in die Bredouille geratene Verlag, bei dem seit «Waldergate» der Verleger Michael Ringier die «publizistische Oberleitung» habe, wie die Ringier-Pressestelle am Mittwochnachmittag präzisiert haben wollte.
Im Zuge der «Waldergate»-Affäre wurde Ringier-CEO Marc Walder in Teilen entmachtet, wie der Klein Report berichtete.
«Im Raum stehen Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft», schreibt der Verlag für seine Verhältnisse in fast epischer Medienmitteilungslänge am Mittwochmorgen über die Gründe der Auszeit von Christian Dorer.
Ringier werde «diesen Meldungen und Beobachtungen nachgehen, sie lückenlos aufklären und aufarbeiten», heisst es über einen eigentlich selbstverständlichen unternehmerischen Vorgang.
Nur: Der ganze Themenkomplex ist vielen Branchenkennern schon seit sehr Langem bekannt, bereits schon seit Dorers AZ-Medien-Zeiten. Was auch der Redaktion des Klein Reports nicht verborgen blieb.
Dorer werde für die Dauer der Abwesenheit weiterhin formell Chefredaktor der Blick-Gruppe bleiben, «sein Amt jedoch weder publizistisch noch administrativ ausüben».
Interimistisch übernehmen Steffi Buchli, Chefredaktorin «Blick» Sport, und Andreas Dietrich, Chefredaktor «Blick», die publizistische Verantwortung.
«Alle anderen Führungsaufgaben übernehmen Ladina Heimgartner als CEO und Roman Sigrist als COO der Blick-Gruppe interimistisch», heisst es zur Aufgabenteilung. «Ob Christian Dorer nach Ablauf der Auszeit als Chefredaktor der Blick-Gruppe zurückkehrt, wird zu gegebener Zeit zusammen mit Christian Dorer entschieden», schreibt Ringier weiter.
Ladina Heimgartner selber meinte an der Dreikönigstagung des Verlegerverbandes im Zürcher Aura noch PR-mässig geübt und ostentativ positiv: «2023 wird ein gutes Jahr für Ringier.»