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Mittwoch
11.08.2021

Digital

Wer bei Google ohne Lohneinbusse wie auf dem Land arbeiten will, muss sich im Grossraumbüro mit einem Hintergrundbild behelfen...

Wer bei Google ohne Lohneinbusse wie auf dem Land arbeiten will, muss sich im Grossraumbüro mit einem Hintergrundbild behelfen...

Jede Krise geht einmal vorüber. Und damit auch die schönen Worte, mit denen man sich in schlechteren Zeiten gegenseitig aufmuntern will. Da haben doch alle das Arbeiten zu Hause und auf dem Land statt in den überfüllten Ballungszentren über den grünen Klee gelobt. Vor allem die führenden Tech-Giganten waren es, die das «Home Office» als das Modell der Zukunft gefeiert haben.

In 85 Prozent der Fälle, in denen Google-Mitarbeitende eine Versetzung oder Homeoffice beantragen, «wird ihnen das genehmigt», teilte das Unternehmen gegenüber seiner Besatzung per E-Mail mit, wie Bloomberg vor wenigen Tagen wissen wollte. Über 10'000 Mitarbeitende sollen das «Modell der Zukunft» für sich gewünscht haben.

Als ein Grund für den Rückzug ins Private sind vor allem die hohen Mieten in der Bay Area zum Thema geworden. Die Mietpreise sind im Silicon Valley und in San Francisco viel höher als in Kalifornien oder in den Vereinigten Staaten insgesamt. Fast die Hälfte aller Haushalte im Einzugsgebiet von Google und Konsorten mussten 2019 mehr als 30 Prozent ihres Bruttoeinkommens für ihre Miete ausgeben.

Wer deswegen nun tatsächlich in die Pampa gezogen ist, hat die Rechnung allerdings ohne den Wirt gemacht. Wie Reuters inzwischen meldet, können Mitarbeitende des US-Technologiekonzerns Google die Arbeit vom heimischen Schreibtisch aus empfindlich im Portemonnaie zu spüren bekommen. Sollten Beschäftigte dauerhaft von zu Hause arbeiten, könnte sich das Gehalt nämlich reduzieren, geht aus einem firmeninternen Lohnrechner hervor.

Der Rechner, in den Reuters Einsicht nehmen konnte, zeigt: Die Löhne werden an die örtlichen Begebenheiten angepasst. So wie in der Schweiz, wo man im Jura weniger als in Zürich verdient. «Das Gehalt unterscheidet sich von Stadt zu Stadt und Bundesstaat zu Bundesstaat», hat eine Unternehmenssprecherin von Google bestätigt, ohne dabei ins Detail zu gehen.

Fazit: Wer beim Internetkonzern von zu Hause aus am Arbeitsleben teilnimmt, muss mit weniger Lohn rechnen. Auch Facebook und Twitter haben bereits an der Stellschraube gedreht und die Gehälter von Mitarbeitern gekürzt, die in weniger teure Wohngegenden gezogen sind. Nicht anders ist es bei kleineren Firmen wie der Onlineplattform Reddit oder dem Immobilienportal Zillow. Beide haben inzwischen ortsabhängige Lohnmodelle eingeführt.

Beim Klein Report beginnt das grosse Rechnen: Wann werden auch die Schweizer Banken auf den amerikanischen Geschmack kommen?