Spätestens seit Trumps Wahl im Jahr 2016 sollten alle Qualitätsjournalistinnen und -journalisten über die Desinformationskampagnen des Kremls Bescheid wissen.
Catherine Belton hat mit «Putins Netz» das zu diesem Thema informativste Buch geschrieben. Doch der Service Public SRF online scheint von «Trumpism» noch nie gehört, noch das System Putin dahinter verstanden zu haben. Deshalb strotzt SRF online vor Nullinformationen und einer Boulevardisierung, die jede Klickmaschine übertrifft.
Finnland will seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine der Nato beitreten. Dies unter der eindrücklichen politischen Führung von Sanna Marin, der finnischen Ministerpräsidentin seit 2019. Russland bedroht seitdem nicht nur Finnland, sondern stellt die Ministerpräsidentin ins Visier.
Wer Catherine Beltons Bestseller verstanden hat, weiss, dass die Desinformation und die Destabilisierung des Westens zuoberst auf der Liste Putins und seiner Gehilfen steht: Nur so wird der Krieg gegen die Ukraine gewonnen werden.
Die unterirdischen Schlagzeilen aller Qualitäts- und Boulevardmedien sagen alles aus über die fehlenden Recherchen, die Übernahme von Klickstories sowie die unkritische globale Skandalisierung und Frauenfeindlichkeit, findet der Klein Report.
Dass SRF, schlimmer als jeder Boulevardschrott, die Geschichte um die Ministerpräsidentin von Bruno Kaufmann als «persönliche Einschätzung», ob Sanna Marin ein «Partygirl sei oder nicht», botmässig übernimmt, ist ein Alarmzeichen. Wenn es nicht einmal dem Service public gelingt, in Kriegszeiten zu recherchieren, nachzufragen und der Spur der Informationskampagne nachzugehen, ist die Demokratie durchaus in Gefahr.
Der Klein Report weiss aus Erfahrung, dass derartige Stories über einflussreiche Frauen immer mit einem «cui bono» behaftet sind, zumal es sich um ein harmloses und lebensbejahendes Video einer schönen, jungen Mutter mit grandioser Karriere handelt.
Der Klein Report erwartet deshalb von einer Service-public-Recherche kritische Berichterstattung und Antworten eines Korrespondenten aus Finnland, der weiter guckt, als eine Privatparty zu kommentieren. Es kann sehr wohl sein, dass der Videoleak von einer Neiderin aus dem Umfeld von Sanna Marin stammt. Aber es kann eben auch sein, dass das geleakte Video einer Desinformationskampagne entstammt. So oder so: Bevor der Service public darüber breit berichtet, muss eine Recherche stehen.