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Donnerstag
21.07.2016

Medien / Publizistik

Die Publisuisse AG hat zwei Aktionäre: Die Schweizerische Radio und Fernsehgesellschaft (SRG) hält 99,8 Prozent, das sind 8`980 Aktien. Die verbleibenden 20 Aktien (0,2 Prozent) liegen beim Schweizerischen Gewerbeverband (SGV). Das soll sich lieber früher als später ändern, wenn es nach der SRG geht. Sie will den letzten verbliebenen «Kleinaktionär» endlich loswerden, wie die «Basler Zeitung» schreibt.

«Die fragwürdigen Methoden der SRG: Wie der Riese einen Verleger von seinem angeblich offenen Werbeprojekt fernhalten will», so titelt Dominik Feusi in der «Basler Zeitung» vom Mittwoch. Feusi schreibt, dass dem SGV, der auch Verleger der «Gewerbezeitung» ist, in einem geheimen Gespräch von der SRG gedroht wurde, man werde den Gewerbeverband «aus dem Unternehmen herausdrängen».

Dies wollte man dadurch bewerkstelligen, dass Publisuisse mit Admeira, dem Vermarktungs-Joint Venture mit SRG-Beteiligung, fusioniert werde. Dadurch würde die Publisuisse AG «faktisch aufgelöst».

Der SGV zeigte sich auch angesichts dieser Drohungen unbeeindruckt. In einem Brief, welcher der «BaZ» nach eigenen Angaben vorliegt, stellte der Verband klar, dass man bei einer allfälligen Fusion am dadurch generierten Mehrwert der Aktien teilhaben wolle. Man wolle «sehr viel mehr Geld» als die 3`000 Franken pro Aktie, die noch im September 2015 von der SRG angeboten wurden.

Grund genug für einen Strategiewechsel der SRG: Am 27. Juni startete der Grossaktionär den nächsten Versuch, den Kleinaktionär SGV aus der Publisuisse AG zu drängen. Der Verwaltungsrat, bestehend aus SRF-Direktor Ruedi Matter, RTS-Direktor Gilles Marchand, CFO SRG Beat Grossenbacher und Nicolas Issenmann haben vorgeschlagen, den Nennwert der Aktie von 500 auf nur noch 16 Franken zu senken «und den Rest an die Aktionäre auszuzahlen», beschreibt Feusi in der «BaZ».

Dieser Antrag wurde genehmigt. Bereits in der Vergangenheit gelang es der SRG, Kleinaktionäre wie den Bauernverband oder Economiesuisse herauszudrängen – damals jeweils mit Erhöhungen des Nennwerts der Aktien. «Jetzt also der umgekehrte Weg, um den letzten Kleinaktionär an den Rand zu drängen», so Feusi.

Mit den Publisuisse-Reserven, die aufgelöst und verteilt werden, könne die SRG ausserdem ihr «schlechtes Ergebnis» aufbessern, da sie den Grossteil davon erhalte. Zudem wurde an der Generalversammlung beschlossen, die Publisuisse AG in Admeira Broadcast AG umzubenennen.

Die «Basler Zeitung» fasst zusammen, dass die SRG gleich in mehrfacher Hinsicht gegen den «Swiss Code of Best Practice», den Leitfaden für Unternehmensführung von Economiesuisse, verstossen habe: Erstens durch die Senkung des Aktien-Nennwertes, weil dadurch die Rechte des Kleinaktionärs nicht erleichtert, sondern sogar erschwert würden. Und zweitens dadurch, dass der Verwaltungsrat mit drei SRG-Mitgliedern nicht mehrheitlich «unabhängig» sei.

«Es ist paradox: Die Wirtschaft wollte mit dem freiwilligen `Swiss Code of Best Practice` einer Regulierung durch den Staat zuvorkommen. Jetzt sind es ausgerechnet staatsnahe Unternehmen, die sich nicht daran halten», so das traurige Fazit des Artikels in der «BaZ».