Im nächsten April übernimmt Barbara Loop das Ruder bei der «annabelle».
Der Klein Report sprach mit der angehenden Chefredaktorin über ihre Ideen für die Zukunft der Frauenzeitschrift und über den neuen Drive in der Redaktion, seit die «annabelle» vor drei Jahren von Tamedia an die Medienart AG verkauft worden ist.
Sie kamen 2012 als Volontärin im Ressort Reportagen zur «annabelle». Danach waren Sie als Lifestyle-Chefin tätig, im letzten März wurden Sie zur stellvertretenden Chefredaktorin befördert. Im nächsten April werden Sie nun CR, als Nachfolgerin von Jacqueline Krause-Blouin. Wie fühlt sich die Beförderung an für Sie?
Barbara Loop: «Grossartig, natürlich. Und aufregend. Jacqueline Krause-Blouin hat die ‘annabelle’ in den letzten Jahren auf fantastische Weise geprägt. Das sind grosse Fussstapfen, die ich ausfüllen muss, aber vor allem ist es eine wirklich tolle Ausgangslage für meine weitere Arbeit.»
Was nehmen Sie sich konkret vor für Ihre neue Aufgabe?
Loop: «Als Mitglied der Chefredaktion war ich in die strategischen Entscheidungen der letzten Jahre involviert und habe auch den Relaunch 2021 mitgeprägt. Ich plane also keinen Richtungswechsel, sondern sehe es als meine Aufgabe, dem Team bestmögliche Bedingungen zu bieten, um den Titel nachhaltig weiterzuführen und mit Sorgfalt weiterzuentwickeln.»
Was bedeutet das zum Beispiel?
Loop: «Ich möchte etwa den Inland-Reportagen mehr Gewicht verleihen. Potenzial sehe ich auch beim digitalen Storytelling sowie in der öffentlichen Wahrnehmung des Titels. Der von Jacqueline Krause-Blouin geprägte Kurs, die ‘annabelle’ als starkes Forum für die Anliegen der Frauen zu positionieren, werde ich ausbauen. Die ‘annabelle’ soll die Gleichberechtigung weiter voranbringen und sich mit journalistischen Mitteln für faire Arbeits-, Familien- und Paarbedingungen einsetzen, und zwar über alle politischen Farben und Bubbles hinweg.»
Sie kennen die Frauenzeitschrift nun seit einem Jahrzehnt aus nächster Nähe. Was hat sich an der Zeitschrift in dieser Zeit am meisten verändert aus Ihrer ganz persönlichen Sicht?
Loop: «Als ich bei ‘annabelle’ als Volontärin begonnen habe, bin ich auf einem grossen Dampfer eingecheckt. Das mir vorgegebene Ziel war es, während meines zweijährigen Volontariats zwei oder drei grössere Beiträge zu schreiben. Das hatte seine Vorteile, ich lernte das journalistische Handwerk in Ruhe und von Grund auf. Es hatte aber auch Nachteile, denn viele Ideen verliefen im Sand. Gerade für junge Leute waren die Hürden, sich einzubringen, gross. Heute ist die ‘annabelle’ ein wendiges, schnelles Schiff, wir reagieren schneller, wer gute Ideen hat, kommt zum Zug, die Redaktion ist viel dynamischer. Es gilt also den Kurs und die Qualität zu halten und den frischen Fahrtwind zu geniessen.»
Die von aussen auffälligste Zäsur ist sicher das Jahr 2019, als die Aarauer Medienart AG von Jürg Rykart und Valentin Kälin den Titel von Tamedia übernahmen. Wie hat das die Zeitschrift und ihre Redaktion geprägt?
Loop: «Auch hier gilt: Unter Medienart sind die Entscheidungswege kürzer, der Titel ist dynamischer geworden. Und mit Medienart kam das Vertrauen in die Marke ‘annabelle’ zurück. Denn es ist ein anderes Gefühl, für einen Verlag zu arbeiten, der den Titel aktiv will und an seine Zukunft glaubt, als einem grossen Verlagshaus anzugehören, wo ein traditionsreiches Magazin wie ‘annabelle’ eher als Problem wahrgenommen wurde.»
Zeitschriften, die Lifestyle, Mode und Frauenthemen abdecken, gibt es ja einige. Wo sehen Sie die Spezialitäten, die man nur in der «annabelle» serviert bekommt?
Loop: «Mit herkömmlichen Modemagazinen und Frauenmagazinen lässt sich ‘annabelle’ kaum vergleichen. Denn die Mischung von Reportagen aus dem In- und Ausland, klugem Lifestyle-Journalismus, selbst produzierten Modestrecken, unterhaltsamen Glossen und gesellschaftspolitischen Analysen macht ‘annabelle’ nach wie vor einzigartig.»
Wo sehen sie noch Potential für Ihre Zeitschrift im Leserinnen- und im Werbemarkt?
Barbara Loop: «Wir arbeiten aktiv an neuen Strategien, um die ‘annabelle’ für ein breiteres Publikum erlebbarer zu machen. Etwa mit Events wie dem ‘House of Beauty’, das wir vergangenes Jahr zum ersten Mal erfolgreich durchführen konnten. Hier sehe ich Potenzial für die Nutzerinnen und Nutzer, aber eindeutig auch für den Werbemarkt.»
Was ist es eigentlich, dass sie tagtäglich antreibt bei der Arbeit an der «annabelle»?
Loop: «Ich habe diese Vision von einer lebensfrohen, zukunftsoffenen, stilvollen und klugen Community, die sich nicht immer einig, aber neugierig auf andere Ansichten ist und gern diskutiert. Der Gedanke, dass ‘annabelle’ eine Heimat für Menschen in den unterschiedlichsten Positionen und Lebenssituationen sein kann und sie zusammenbringt, der treibt mich an.»