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Montag
29.01.2024

Medien / Publizistik

Zukunft abgeblasen: Noch im Herbst kündigte CH Media an, den «Anzeiger» durch die Integration der «Luzerner Rundschau» in die Zukunft zu führen... (Bild Screenshot)

Zukunft abgeblasen: Noch im Herbst kündigte CH Media an, den «Anzeiger» durch die Integration der «Luzerner Rundschau» in die Zukunft zu führen... (Bild Screenshot)

Auf Sparkurs schlägt CH Media Haken wie ein Hase. Das Versprechen vom Herbst, am «Anzeiger Luzern» festzuhalten, ist schon wieder Altpapier. Nun protestieren Stadtregierung und Bevölkerung gegen das lokale Blättersterben.

Im Herbst hatte CH Media die «Luzerner Rundschau» von Christoph Blochers Regiomedia AG übernommen, um sie auf Anfang 2024 in den «Anzeiger Luzern» zu integrieren. Im Gegenzug verkaufte CH Media auf Ende 2023 die «Zuger Presse» und den «Zugerbieter» an Regiomedia, wie der Klein Report berichtete.

Die «Rundschau» ging auf Anfang 2024 zwar wie geplant im «Anzeiger» auf. Doch das neue Jahr ist noch keine vier Wochen alt und schon ist die rosige Zukunft, die CH Media der neuen fusionierten Zeitung im Herbst noch prophezeit hatte, bereits wieder abgeblasen.

So verkündete CH Media am Donnerstag in einer hyperkurzen Medienmitteilung die Einstellung des «Anzeigers Luzern» – und des «Stadtanzeigers Olten» – auf Ende Februar. «Für die drei Mitarbeitenden kommt ein Sozialplan zur Anwendung», hiess es knapp.

Auf Anruf beim «Anzeiger Luzern» sagte man gegenüber dem Klein Report am Empfang, dass man auch nichts Genaueres wisse. Man habe selber gerade erst von der Einstellung erfahren. Der Direktbetroffene Marcel Habegger, der die kleine Redaktion des «Anzeigers» leitet, reagierte nicht auf eine Anfrage.

Bei CH Media beruft man sich indessen auf den desaströsen Geschäftsverlauf: «Im Herbst gingen wir davon aus, dass wir mit der Integration der ‚Luzerner Rundschau‘ die Marktposition des ‚Anzeigers Luzern‘ stärken würden und sich damit auch die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessert», sagte Mediensprecherin Barbara Horak Lämmler auf Anfrage des Klein Reports am Freitag.

«Leider hat sich der Umsatzrückgang des Anzeigers im 4. Quartal 2023 weiter verschärft und die erwarteten Erlöse aus der Integration der ‚Rundschau‘ hätten bei Weitem nicht ausgereicht, um ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen.»

Es komme zu einer Kündigung. Für den Mitarbeitenden stehe ein Sozialplan zur Verfügung, so Lämmler weiter.

Postwendend hat sich nun auch die hohe Politik eingeschaltet. Er sei «schockiert», sagte der Luzerner SP-Stadtpräsident Beat Züsli. «Die Medienvielfalt in der Stadt Luzern wird weiter geschwächt. Zudem schmerzt uns sehr, dass wichtige Mitteilungen der Stadt Luzern zukünftig nicht mehr in den Briefkästen der Stadtluzerner Haushalte landen. Wir machen uns grosse Sorgen um den Medienstandort Luzern, zumal CH Media im November 2023 bereits einen markanten Stellenabbau bei den AZ Medien angekündigt hat, mit unklaren Auswirkungen auf den Standort Luzern.»

Die durch den Wegfall des «Anzeigers» entstehende Lücke liesse sich nur schwer füllen, so der Stapi weiter. Weiterhin werde die Stadt viermal im Jahr die Stadtluzerner Haushalte mit dem «Stadtmagazin» bedienen.

Auch in der Zivilgesellschaft regt sich Widerstand. So ist in Luzern eine Petition gestartet worden, um den «Anzeiger» zu unterstützen.