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Donnerstag
13.01.2022

IT / Telekom / Druck

Viele der Dienstleistungen der Klara Business AG sind zu weit weg vom Kernauftrag der Post, so das Fazit eines 14-seitigen Gutachtens. (Bild © Post)

Viele der Dienstleistungen der Klara Business AG sind zu weit weg vom Kernauftrag der Post, so das Fazit eines 14-seitigen Gutachtens. (Bild © Post)

Die Schweizerische Post steht in der Kritik, sich mehr und mehr zum Gemischtwarenladen zu entwickeln und den KMU unlautere Konkurrenz zu bescheren. Ein Gutachten, das dem Klein Report vorliegt, gibt Einblick ins Fallbeispiel der Luzerner Klara Business AG.

«Klara digitalisiert deine administrativen Arbeiten per Knopfdruck»: So beschreibt sich das mittelständische Unternehmen, das sein Domizil im Schlössli Schönegg in Luzern hat und laut Linkedin-Account zwischen 50 und 200 Menschen beschäftigt.

Ihren Namen hat die Firma vom gleichnamigen Digital-Assistenten. Dieser greift Schweizer KMU bei der Administration unter die Arme. Laut Handelsregister ist der Unternehmenszweck von Klara: «Entwicklung und Vertrieb von Software und Technologien für Kommunikation und Prozess-Automation».

Die Schweizerische Post ist seit Mai 2018 an der 2016 gegründeten Klara Business AG beteiligt. Im September 2020 kündigte der gelbe Service-public-Player dann an, sich die Mehrheit an dem KMU zu sichern. Seither gehören 50,1 Prozent der Aktien der Post.

Dieser Schritt war nur ein kleiner Schritt der ehemaligen PTT auf dem Weg in die digitale Zukunft. Zwar nutzt die Post die Dienstleistungen von Klara nach eigenen Angaben auch für die Digitalisierung des daily business im eigenen Haus.

Doch geht es um mehr: «Post von morgen» heisst die Zauberformel an der Berner Wankdorfallee für die briefarmen Zeiten. Derzeit nimmt der gelbe Riese viel Geld in die Hand und kauft sich ein Unternehmen nach dem anderen zusammen, wie der Klein Report berichtete.

Die Post sagt, dass sie sich damit neue digitale Geschäftsfelder aufbauen will. Gemeint ist dies allerdings nicht nur als Kompensation für das weggebrochene und weiterhin rasant wegbrechende Brief-Geschäft, sondern erklärtermassen auch als «Wachstumsstrategie», wie die Post 2020 die Übernahme der Aktienmehrheit der Klara Business AG begründete.

Dieses Expansionsgebaren sorgt für Unmut in der Politik und bei jenen Unternehmen, die das entsprechende Marktsegment bisher untereinander aufgeteilt haben. Sie befürchten, dass sie sich künftig mit einem neuen Mitbewerber messen müssen, der – kraft seiner Staatsnähe – mit ungleich längeren Spiessen in den Ring steigt.

So zum Beispiel Abacus Research AG, die wie Klara betriebswirtschaftliche Software anbietet. Am 2. November 2020 hat das Unternehmen aus dem sankt-gallischen  Wittenbach eine Aufsichtsbeschwerde an die PostCom eingereicht, wie der Klein Report weiss.

Überschreitet die Schweizerische Post mit ihrer Einkaufstour die gesetzlichen Befugnisse?

Ja, findet ein Rechtsgutachten vom 28. Dezember 2021. Demnach muss ein «sachnaher» Zusammenhang bestehen zwischen den Wettbewerbsangeboten und dem angestammten Kerngeschäft der Post. 

Viele der Dienstleistungen der Klara Business AG seien aber zu weit weg von diesem Kernauftrag des bundesnahen Betriebs, so das Fazit des 14-seitigen Gutachtens, das dem Klein Report vorliegt.  

Buchhaltungssysteme zum Bespiel seien «keine Post- oder Finanzdienstleistungen. Sie können mit Zahlungsaufträgen verknüpft sein, aber es ist offensichtlich, dass diese Funktion nur eine Teilfunktion der gesamten Buchhaltung eines Unternehmens darstellt.»

Oder aber die Kundendatenverwaltung. Diese könne «mit Postdienstleistungen verknüpft sein, soweit das Adressieren von Postsendungen im Vordergrund steht. Ist die Adresse dagegen nur ein kleiner Bestandteil des gesamten Managements umfangreicher Kundendaten (was in der Regel heute der Fall sein dürfte), genügt der Bezug offensichtlich nicht.»

Bei mobilen Kassensystemen, ebenfalls ein Angebot der Klara Business AG, «kann ein starker Bezug zu Finanzdienstleistungen vorhanden sein, der unter Art. 3 des Postorganisationsgesetz genügen dürfte. Hier müsste das einzelne Kassensystem näher geprüft werden», steht in dem Gutachten weiter.

Da wird die PostCom also noch einige Steine umdrehen und sehr genau hinschauen müssen.