Das Sonohr-Festival sucht für seine achte Ausgabe «aufwändig gestaltete Hörstücke zwischen 3 und 60 Minuten». Der Klein Report sprach mit Programmleiterin Lucia Vasella über die Vorteile von Audio-Formaten gegenüber visuellen Medien und über die Anliegen, für die sich das Berner «Radio- und Podcast-Festival» in der Schweizer Medienlandschaft einsetzen will.
«Audio erhält zurzeit Aufwind», meinte Vasella am Montag gegenüber dem Klein Report. Zu verdanken sei dies dem «amerikanischen Podcast-Boom», der seit ein paar Jahren Einzug halte und auch in der Schweiz «langsam ankommt».
Die Vielfalt der Audio-Inhalte, die nicht zuerst übers Radio, sondern direkt als Podcast verbreitet und abonniert werden können, sei riesig, so Vasella, ihre Qualität hingegen «sehr unterschiedlich».
Das Berner Radio- und Podcast-Festival konzentriert sich auf «aufwändige Gestaltungsformen»: «Wir meinen damit Audio-Dokus oder Hörspiele, die dramaturgisch überlegt und mit einem ansprechenden Sounddesign produziert sind (im Gegensatz zum Beispiel zu Gesprächsformen)», präzisiert Lucia Vasella gegenüber dem Klein Report. «Gut gemacht, transportieren Hörstücke - genau wie andere Formen - gesellschaftsrelevante Themen.»
Die Vorzüge von Audio-Formaten gegenüber visuellen Medien sieht die Sonohr-Programmleiterin darin, dass sie auch unterwegs im Auto, beim Pendeln oder auf GPS-basierten «Audiowalks» konsumiert werden können.
«Audio ist persönlicher, die erzählenden Menschen sind einem näher», fügt Vasella einen inhaltlichen Vorteil des Hörkanals hinzu. Darum arbeite Audio und Radio auch so gerne mit Interviews. Auch für Reportagen eigne sich Audio «hervorragend, auch weil es einfacher produziert ist». Schliesslich rege Audio und Radio die Phantasie an, «weil die Bilder im Kopf entstehen».
Darauf angesprochen, was das Audio-Festival in der Medienlandschaft konkret bewirken will, sagte Vasella: «Wir möchten dieses wunderbare Format und seine Vorzüge bekannt machen! Leider werden aufwändige Formate im Radio selber immer mehr verdrängt, einerseits, weil sie kein Begleitprogramm sind, und das (lineare) Radio ist heute vor allem Begleitmedium. Andererseits, weil sie auch in der Produktion kostspieliger sind.»
Auch will Sonohr eine Austausch- und Diskussionsplattform für die Audio- und Radio-Branche sein, «insbesondere für neue Inhalte, Formate und Verbreitungswege (Stichwort Podcast)». Das OK organisiert zudem eine Masterclass für Produzenten und ein Panel mit Gästen. Auch die Vermittlung über die Sprachregionen hinweg, die im Radio «ganz unterschiedliche Traditionen» hätten, will das Festival fördern.
Und schliesslich wollte der Klein Report von der Sonohr-Programmleiterin wissen, weshalb sich SRG-Produktionen beim Festival nicht bewerben können. «Weil wir vor allem kleinere und freie Produzenten fördern wollen. Das SRF hat in der Audioproduktion klare Vorteile, grosse Redaktionen, technische Mittel et cetera», so Vasella. Produktionen von SRF würden jedoch im Rahmenprogramm präsentiert. Und SRF-Leute seien als Gäste und in der Jury am Festival mit dabei.
Bewerbungen müssen bis am 25. September eingereicht werden. Das Festival geht dann vom 23. bis 25. Februar 2018 über die Bühne. Zwar verlangen die Festivalorganisatoren «aufwändig» produzierte Hörstücke. Das muss aber nicht zwingend auch «lang» bedeuten. Im August lanciert das OK einen Wettbewerb speziell für «Kurzhörstücke». Der Einsendeschluss für diese zweite Audio-Auslese ist laut Vasella «noch nicht definiert».