Graue und massive Türen, die ein kleines Eigenleben führen, eine länderübergreifende Videokonferenz, die am Ton scheitert und ein Kochkurs, dem es an Mitgliedern mangelt. Beim neuen Google-Standort ist vieles anders – aber nicht alles besser.
Das neue Google-Büro in der alten Sihlpost glänzt mit Schlichtheit und Eleganz. Der mit Mosaik verzierte Haupteingang an der Kasernenstrasse ist gut versteckt: Lediglich ein kleiner weisser Schriftzug auf schwarzem Schild weist auf die neuen Räumlichkeiten des Internetriesen hin. Die Türe öffnet sich, jedoch mühsam und erst nachdem eine elektronische Stimme sich erkundigt hat, wer denn hier klingelt.
Im Eingangsbereich springt dem Besucher dann das beinahe omnipräsente und auf wohl jeder zweiten Startseite vertretene Google-Logo mit seinen bunten Buchstaben erstmalig ins Auge. Von da an gibt es kein Zurück mehr. In allen drei Stockwerken im Herzen Zürichs, in denen sich die Suchmaschine eingenistet hat, gibt es vermutlich keinen Raum, in dem kein farbiges «G» oder Google zu finden ist.
Samuel Leiser, seinerseits verantwortlich für Kommunikation und Public Affairs, führte den Klein Report durch die Büros, Sitzungsräume und Gänge der altehrwürdigen Sihlpost. Google hat sich Mühe gegeben: Die Raumstruktur wurde grösstenteils übernommen, gekonnt modernisiert und mit feinen Google-Merkmalen versehen. So wirkt die Rezeption wie ein Postschalter, der neben der klassischen gelben Farbe um Rot, Geld und Blau erweitert wurde.
Auch die Sitzungsräume im zweitobersten Geschoss sehen äusserlich wie ein verbrauchtes Holzpaket aus Übersee aus, sind aber im Inneren mit der neusten Software aus dem Silicon Valley ausgestattet. Nach einem Zwischenstopp in der Cafeteria, bei welcher ein Kochkurs zwar angeboten wird, aber von den Angestellten kaum genutzt wird, beginnt pünktlich um zehn Uhr ein Briefing. Per Google Hangout wird eine Studie präsentiert, die Geschwindigkeit misst und auswertet – Erkenntnisse werden ab Donnerstag auf Klein Report zu lesen sein.
Die zugeschalteten Teilnehmer sitzen in ganz Europa. Geleitet wird das virtuelle Meeting aus Hamburg, hintergründige Inputs gibt’s aus Dublin und ein praktisches Beispiel wird aus Augsburg präsentiert. Die hochmoderne Holzkiste in Zürich stellt derweil Fragen und zeigt sich erstaunt, als plötzlich ein Störeffekt die Google-Technik überfordert. Die Lösung ist glücklicherweise schnell gefunden: Die gute alte Telefonleitung tut es immer noch. Auch bei Google.